Irmgard Braun, hat neben dem Klettern, immerhin kletterte sie im September mit „Doldy Bastler“ (9) im Fränkischen ihren zweiten glatten Neuner in diesem Jahr, wieder Zeit gefunden, einen Krimi zu schreiben. Er spielt wieder in heimischen Gefilden, diesmal etwas südlicher in den Bergen um Garmisch.

Jana, die Hauptakteurin ist seit einem Jahr mit Bruno verheiratet. Durch ihn hat sie die Berge kennengelernt, inzwischen klettert sie auch selbst begeistert. Jana diesmal allein unterwegs entdeckt an der Notkarspitze am Gipfel einen Strauß roter Rosen. „Wie nett von Bruno!“. Nur, dass der Strauß gar nicht von ihm stammt …

Die ungewollten Liebesbeweise nehmen zu, es folgen Mails und Anrufe, und schließlich muss Jana erkennen: Sie hat einen heimlichen Verehrer – der ihr immer näherkommt, zur Bedrohung wird. Wer könnte es sein? In Frage kommen eigentlich nur ihre Kletterfreunde – aber wer von ihnen könnte es sein? Bruno wird indessen immer eifersüchtiger …

Bei einer Begehung der Alpspitz-Ferrata geschieht etwas Schreckliches, Bruno, stürzt tödlich ab.

Nachdem tödlichen „Unfall“ hat Polizeibergführer Sebastian große Zweifel das Brunos Absturz ein Unfall war. Mit ihm zusammen sucht Jana in den Bergen um Garmisch-Partenkirchen und im Oberreintal nach Antworten. Schließlich beschließen sie, eine Falle zu stellen: eine Entscheidung, die Jana am Jubiläumsgrat beinahe mit ihrem Leben bezahlt.

==Leseprobe ==

Im Sternenlicht war der Forstweg ein helles Band zwischen den schwarzen Mauern der Bäume. Auch ohne Stirnlampe konnte er rasch gehen, in einem Tempo, mit dem er neunundneunzig Prozent aller Wanderer überholt hätte. Er hatte es eilig. Später, nach vollbrachter Tat, wollte er über die Riffelscharte ins Tal zurückkehren, um keinen Frühaufstehern zu begegnen, die von der Höllentalangerhütte losmarschierten. In der Nacht waren alle Geräusche lauter als bei Tag, sein rascher Atem, das Knirschen der Steine unter seinen Sohlen, das Rascheln und Knacken zwischen den Bäumen. Die Luft war frisch, es roch intensiv nach Holz und Moos.

Nach dem Ende der Forststraße führte ein Weg in engen Kehren bergauf. Über fahlen Felswänden stand der Mond und erhellte das Hüttchen am Beginn der Höllentalklamm. Er schob sich durch das Drehkreuz und ging an einem von Schatten erfüllten Abgrund entlang, in dessen Tiefe der Bach rauschte. Er holte seinen Anorak aus dem Rucksack, schlüpfte hinein, zog die Kapuze über den Kopf und setzte die Stirnlampe auf. Ihr Lichtkegel huschte vor ihm über den Boden, während er durch Tunnel und über Treppen eilte.

Einige in den Fels gehauene Passagen waren erleuchtet, und es sah so aus, als würden sich gigantische Lichtwürmer hindurchwinden. Tropfen fielen kühl in seinen Nacken, er patschte durch Pfützen und hielt sich am Drahtseil, wo der unebene Boden durch unzählige Füße spiegelglatt geschliffen war. Die Wände der Klamm rückten näher zusammen, das Tosen des Wassers dröhnte in seinen Ohren. Über ihm hingen gewaltige Blöcke, die sich in der Schlucht verkeilt hatten. Der Bach hatte Jahrmillionen gebraucht, um sich hier hindurchzugraben. Ein Mensch war ein Nichts. Ein Fünkchen im Meer der Zeit. Ein hilfloser Körper auf blutigem Fels. Das Bild ließ ihn nicht los. In seinen Eingeweiden nagte etwas, höhlte ihn von innen aus. Schuldgefühle? Die waren völlig unangebracht.

== Ende der Leseprobe ==

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