Matteo: An diesem Tag stiegen Matteo Bernasconi, Matteo Pasquetto und ich in unser vorgeschobenen Lager auf, um die Bedingungen zu überprüfen. Obwohl wir eine klare Vorstellung davon hatten, wie wir die britische „Diedre-Route“ durch die Ostwand des Cerro Torre versuchen wollten, diskutierten wir ausführlich, was wir tun sollten. Einige Abschnitte unserer Route, insbesondere die letzten 400 Meter, waren vollständig von einer dicken Schnee- und Raureifschicht bedeckt, so dass wir von unten nicht einmal den Felsen sehen konnten, auf den wir hätten klettern sollen. Solche Bedingungen gaben uns wenig oder keine Erfolgschancen und trugen darüber hinaus erheblich zur Gefahr bei, von Eis getroffen zu werden, das sich bei gutem Wetter unweigerlich von oben lösen würde. Wir waren uns alle einig, dass die Risiken zu hoch und die Erfolgschancen zu gering waren, und entschieden uns daher für Plan B. Plan B war ein Erstbegehungsversuch am Cerro Standhardt. Bei einem meiner Besuche im Tal vor einigen Jahren bemerkte ich ich eine Linie von Cerro Standhardt, die ungeklettert zu sein schien. Ich stellte mir eine Route auf dem offensichtlichen Nordgrat des Berges vor, parallel und ungefähr hundert Meter von „Festerville“ entfernt, welche ich 2013 mit Bernasconi und Luca Schiera wiederholt konnte. Als ich meinen Kletterpartnern vorschlug, diese Linie zu probieren, stimmten sie sofort zu und wir nutzten die erste Gelegenhei, um einzusteigen. Wie sich herausstellte war die Feslqualität der Route noch besser als ich gedacht hatte! Die Route folgt einem äußerst logischen System von Rissen. Ein herausragendes Merkmal der Route ist der große Überhang in der Mitte der Route, die durch einen 100 m langen Riss mit Dutzende Metern perfekter Handklemmer gekennzeichnet ist. Es ist ein Seillänge aus der Träume gemacht sind! Der obere Abschnitt der Route erwies sich als etwas einfacher, aber keineswegs weniger schön. Nach einem kalten, aber spektakulären Biwak unter der ersten Nadel erreichten wir am Morgen des 8. Februar den Hauptgipfel. Ganz oben begegneten wir unseren belgischen Freunden Nicolas Favresse und Sean Villanueva, die ebenfalls eine schwierige neue Route auf demselben Berg angelegt hatten. Es war ein wunderschöner Moment.
Photos by Matteo Bernasconi, Matteo Della Bordella, Matteo Pasquetto