Vom 23./24. Februar 2020 überschreitet die Drei Zinnen im Alleingang. Cima Ovest (2.973 m), Cima Grande (2.999 m), Cima Piccola (2.857 m), Punta di Frida (2.792 m), Cima Piccolissima/Torre Preuß (2.700 m) – in dieser Reihenfolge traversierte Simon Gietl die Drei Zinnen innerhalb von zwei Tagen im Alleingang. Geplant waren zwei Biwaks. Eines reichte dem
Südtiroler Bergsteiger aus, um diese intensiven Solo-Tage am heimischen Fels „wunschlos glücklich“ und „ganz bei sich“ zu meistern. Ein Projekt, das Simon Gietl im Winter 2016 erstmals gemeinsam mit dem deutschen Kletterer Michi Wohlleben erfolgreich bewältigte. Schon damals keimte in ihm der Gedanke, diese Reise einmal solo zu klettern.

Am frühen Sonntagmorgen des 23. Februar stieg er – nach einer motivierenden Erkundungstour am Vortag – bei starkem Wind aus nordwestlicher Richtung in die Wand der Westlichen Zinne ein. „Die Seillängen am Samstag bestätigten mich darin, die Traverse solo zu versuchen. Es fühlte sich gut an, alleine unterwegs zu sein. Also deponierte ich mein Klettermaterial und plante für die Traverse zunächst zwei Biwaks ein,“ berichtet Simon Gietl rückblickend. Als er die ersten Höhenmeter hinter sich brachte, fühlte er sich „genau am richtigen Ort“. Trotz des starken Nordwestwindes lief es gut. Simon setzte sich zum Ziel, schnellstmöglich die Westliche Zinne zu passieren, da er sein Material zwischen Cima Ovest und Cima Grande deponiert hatte. „Da ich lediglich einen Notfall Biwaksack eingepackt hatte, wollte ich sichergehen, dass ich meinen geplanten Biwakplatz auch wie vorgesehen erreiche“, erklärt Simon weiter. Den höchsten Punkt der Westlichen Zinne bestieg er um etwa 13.40 Uhr. 2 Stunden und 20 Minuten später traf der Südtiroler über den „tiefwinterlichen Normalweg“ an seinem Biwakplatz ein. Noch voller Tatendrang nutzte er das Tageslicht, um weitere Seillängen zu klettern: „120 Meter der Dülfer-Verschneidung waren an diesem ersten Tag noch drin. Dort fixierte ich mein Kletterseil und ein 5 mm Kevlarseil.“ Im Stirnlampenlicht kehrte Simon zu seinem Biwak zurück, um etwas zu kochen und die Nacht vorzubereiten. Da er weiter gekommen war als ursprünglich geplant, entschied er sich, das zweite Biwak auszulassen und die Traverse am Folgetag zu bewältigen.

Biwak zwischen Westlicher und Großer Zinne

Am Montagmorgen gegen 7.00 Uhr startete Simon hochmotiviert bei leichtem Schneetreiben und erneut starkem Wind. Bereits um 9.20 Uhr blickte er von der Cima Grande in die Weite und auf den Weg, der noch vor ihm lag. Er stieg zügig über den Normalweg ab. Am Wandfuß der Cima Piccola pausierte Simon Gietl erstmals: „Ich wusste, dass die letzten drei Routen zwar nicht mehr besonders schwierig sind, ich aber dennoch vollkonzentriert weiter gehen musste. Auch merkte ich, dass ich bereits einiges an Energie eingesetzt hatte und nicht mehr
100% zur Verfügung hatte.“

11.43 Uhr zeigte seine Uhr, als er die Cima Piccola überschritt. Kurzerhand ging es über die Nordwand (Innerkofler-Führe) hinunter bis zum Sattel zwischen der
Cima Piccola und der Punta di Frida. Der Grat führte den Kletterer zum höchsten Punkt der Punta di Frida. Anschließend ging es ohne Pause schnell weiter hinab in die Nervenschlucht. Der letzte Aufstieg lag vor ihm.

Um exakt 14.00 Uhr füllten Tränen die Augen des Bergsteigers – er hatte den letzten Gipfelpunkt – den Preußturm – dieser Solo-Reise „wunschlos glücklich“ erreicht. Für diesen Moment, 2.700 m über dem Boden, ließ er sich Zeit. Nun blieb nur noch das Abseilen über den Preußriss hinunter zu „festem Boden“. Diesen betrat Simon gegen 15.00 Uhr. Für Simon ist das Bergsteigen lebensbestimmend. Seine Projekte schenken ihm nicht nur weitere Momente des Erklimmens, Meisterns, Erfolgs. Für ihn sind diese intensiven Stunden, enorm wichtige Phasen des „in sich Hineintauchens“. Die Winter-Traverse der Drei Zinnen im Alleingang führte Simon Gietl wieder einmal hoch hinaus und ganz besonders eben auch ganz nah zu sich selbst. Im Jahr 2016 gelang Simon Gietl diese Traverse im Winter mit dem deutschen Kletterer und Bergführer Michi Wohlleben. Danach reifte in Simon der Wunsch, diese Unternehmung einst allein zu versuchen. Mehrmals verschob er das Projekt, weil er sich noch nicht dazu bereit fühlte. Nun hat er es geschafft und diese Reise bot ihm genau das, was er gesucht hatte. „Ich wollte für mich allein sein und dabei genau das machen, was ich am liebsten tue.“

 

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