Es waren einmal ein paar arme Studenten, die sich dem Klettern widmen wollten. Da Ihre Noten gar so schlecht waren wurden sie in die kleine Stadt Zittau am Rande des Landes in mitten der tiefen Wäldern verbannt. Da Sie es mit dem Studium nicht so ernst nahm suchte man eine Möglichkeit dem Hörsaal zu entrinnen.

Ein gestandener Kletterer sagte Ihnen, dass es hier kleine Felsen geben sollte, an denen man gut klettern könnte. Nach einer beschaulichen Fahrt mit der langsamen kleinen Dampfeisenbahn betraten sie dann das sagenhafte Reich der kleinen Felsen. Schwer waren diese zu entdecken, weil sie gar so klein und versteckt waren. Und dann, Oh Graus, oh Schreck der böse Klettergott hatte alle Sicherungen aus der Wand gezaubert und die Wege alle schwerer gemacht, als sie eigentlich in einschlägiger Kletterliteratur verkauft wurden. Vom blanken Entsetzen gepackt zogen sie von Fels zu Fels, um etwas Kletterbares zu finden. Nichts Vernünftiges war für ihr ungeübtes Auge zu entdecken. Aber „Helden“ wie sie waren, schafften sie dann doch ein paar Wege. Der Mut der verwegenen Gesellen wuchs umso mehr, je näher die Prüfungszeit rückte. Und nachdem sie sich noch in dunklen, rauchigen Wirtshäusern einschlägige Tipps der Marke „so klettern man das doch nicht“ oder „hinten rechts im Riss der dunkle Fleck ist ein Henkel“ geholt hatten, ging es immer besser. Schön war die Freude über den Gipfelsieg. Aber dann kam der nächste große Schreck, denn das Gipfelbuch war weg. Nach stundenlangen Suchen wurde es dann doch irgendwo unterm Gipfel in einem Felsloch gefunden. Sorgsam wurde der Schatz unter Lebensgefahr geborgen und die Namen ehrfurchtsvoll vermerkt.

Gar wunderliche Gipfel wurden bezwungen, da waren Kelche, Tanten, Nonnen, Mönche und brütende Hennen. Rote überhängende Felsen, verkieselte Risse und glatte feste Wände erlagen ihren Tatendrang.  Dann drangen die verwegenen Gesellen in das Reich der Zwerge vor, hunderte kleiner Blöcke (Quacken) die noch nicht zu „richtigen Gipfeln“ gewachsen waren, wurden bezwungen.

Ein paar Jahre später ist aus den armen Studenten ein arbeitsames Volk geworden, sie kehrten an die Stätte ihrer Jugend zurück und sie waren begeistert. Wundersam erschienen waren neue Ringe, so dass viele Wege trotz des verlorengegangenen Heldenmutes auch ohne Angstschweiß kletterbar waren und auch das Kletterkönnen war gewachsen. So kletterten sie lustvoll bis zum Sonntagabend und gedachten wehmütig am folgenden arbeitsreichen Montag Ihrer vergangenen Zeiten als sie noch arme Studenten waren und noch viel Zeit für das Klettern hatten.

Geschichtlicher Abriß:

Seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wird im Zittauer Gebirge geklettert. Am 10.11.1875 wurde der Nördliche Uhustein mit künstlichen Hilfsmitteln durch Gustav Jahn und Max Richter bezwungen. Vorher gab es jedoch schon aus einer anderen Motivation heraus, eine Besteigung (Sprung) auf dem Schluchtwächter am Berg Oybin. Die erste hilfsmittelfreie Besteigung eines Gipfels erfolgte 1895 durch Adolf Grahler im Weißbachtal auf den eher unbedeutenden Gipfel „Böhmisches Tor“. In den Jahren kurz nach der Jahrhundertwende wurden, wie auch in der Sächsischen Schweiz dann fast alle bedeutenden Gipfel bestiegen.

Durch die räumliche Nähe zum Elbsandsteingebirge kam es bald zu engen Wechselwirkungen (Übernahme der Kletterregeln, gegenseitiger Besuch der Gebirge) mit dem sächsischen Hauptklettergebiet. Die Kletterschwierigkeiten jedoch erreichten in der Anfangszeit nie das Niveau der Sächsischen Schweiz.

So wurde im Gegensatz zum Elbsandsteingebirge der siebte sächsische Grad erst 1924 durch Gerhard Grabs am Südriß des Ernst-Schulze-Steines erreicht. Der Makel jedoch war, dass dieser nicht aus der Gegend, sondern aus Dresden kam. Der Südriß selbst erfordert sehr anstrengende Kletterei in einem seichten, leicht überhängenden Schulterriß, die man nur bedingt weiterempfehlen kann.

In den zwanziger Jahren wurde als Höhepunkt dieser Periode die Thomashangel am Waltersdorfer Turm erstbegangen. Ein überhängender haarsträubend gesicherter Schulterriß mit einer Schwierigkeit VIIb. Es wurden aber auch einige schöne Klettereien im unteren Schwierigkeitsgrad wurden erstbegangen. Erwähnenswert wären hier der Hüttlerweg (VI) am Ernst-Schulze-Stein, sowie der Alte und der Neue Weg an der Mönchswand. Die Erschließer waren damals Alfred Hüttler, die Gebrüder Zimmer.

In den 1930er Jahren wurde dann am Ernst-Schulze-Stein (Ostkante) und dem Südlicher Uhustein (Hochwaldkante) der obere siebte Grad erreicht.

Der achte Schwierigkeitsgrad konnte kurz nach dem  Krieg 1946 von Siegfried Schreiber bei der ersten freien Besteigung der Kelchsteines abgehakt werden. Dieser Gipfel wurde zwar schon früher bestiegen, aber nur mit künstlichen Hilfsmitteln.

Am Waldtorwächter erreichte Local Heinz Urban mit dem „Willi-Hauptmann-Gedächtnis-Weg“ 1957 das obere Ende des achten sächsischen Grades.  Zu diesem Zeitpunkt hatte das Kletterkönnen das Niveau der Sächsischen Schweiz erreicht. In den 1950er und 1960er Jahren wurden dann viele schöne, aber auch anspruchsvolle Wege eröffnet und auch noch einige Gipfel bzw. Massive erschlossen. Bedeutende Klettereien sind hier beispielsweise die Reginakante am Nordwestlichen Zwilling, der Wegriß am Kelchsteinwächter und die Mondhangel und der Emporweg an der Glocke. Die Haupterschließer waren Helmut Bardoux, Horst Haufe, Georg Hilse, Fritz Hübner, Manfred Thiele und Horst Umlauft.

Das Jahr 1972 brachte dann durch Klaus Leupolt in der „Strapaze“ am Südöstlichen Zwilling den ersten Weg in dem neunten sächsischen Grad. Klaus Leupolt und Frank Richter waren in den Sechzigern und siebziger  Jahren die Haupterschließer. Von 1972 bis 1980 stagnierte die Schwierigkeitsentwicklung im Zittauer Gebirge, während sie Dank Bernd Arnold in der Sächsischen Schweiz eine rasante Entwicklung nahm. Ende der siebziger Jahre und Anfang der achtziger Jahre begann man ähnlich wie in der Sächsischen Schweiz das sportlich orientierte Klettern zu entdecken und es kam zu einer kurzen explosionsartigen Schwierigkeitsentwicklung. Führend war hier eine Gruppe mit Steffen Otto, Michael Urbzcat, Michael Urban und Werner Schönlebe. So wurde dann im Jahr 1981 von Werner Schönlebe am Nordwestlichen Zwilling der zehnte sächsische Grad erreicht. Dies dürfte zum damaligen Zeitpunkt einer der schwersten in Europa gewesen sein. Auf alle Fälle war er zu dieser Zeit der schwerste Weg in Sachsen. Gesteigert wurde die Schwierigkeit zwei Jahr später  (Trilogie – Xb/c) auf ihrem immer noch gültigen Höchststand. Seitdem gibt es seit 17 Jahren keine richtige Weiterentwicklung im oberen Schwierigkeitsbereich. In jüngster Zeit wurden durch Steffen Otto, Michael Urban und Jürgen Schmeißer wieder einige Routen im 10. Grad erstbegangen. Vor allem Jürgen Schmeißer schaffte es dann Ende der Neunziger/ Anfang des neuen Jahrtausends einige neue schwere Routen (meist Boulder) im zehnten Grad erstzubegehen (z. B. Krull am Märchenturm RP Xc und New Age am Gratzer Felsen RP Xc/XIa).

Gebietsvorstellung

Wegempfehlungen