Der Plankenstein ist eigentlich bekannt für seine guten Sportkletterrouten im gutem Fels, aber es gibt halt noch Platz zwischen den Platten. Ralf Sussmann, Sven Böhrnsen und Andi Wunsch gelang am 7. Februar diesen Jahres mit der „Direkten Nordwand (Winterroute)“ (M8/WI5-, E3-) am Plankenstein (1768 m) in Bayerische Voralpen eine neue Mixedroute. Alle Seillängen wurden von unten im Vorstieg ohne vorheriges Erkunden von oben erstbegangen.

Routenbeschreibung:

Elegante, steile und passagenweise anstrengende Winter-Direktroute. Die Kletterei bewegt sich häufig in Plattenschüssen an gefrorenen Graspolstern, dazwischen gibt´s auch grobe Risse. In der 2. Länge zieht eine spektakuläre 20-Meter-Eisspur durch die steile Seitenwand einer gewaltig überhängenden Verschneidung, bevor dann oben im metertiefen Körperriss zarte Gemüter klaustrophobische Gefühle entwickeln. Nochmals weiter oben finden sich exponierte Schräg-Passagen an Kanten und Rampen oberhalb von Überhängen oder senkrechten Glatt-Bereichen, so dass Gedanken an einen Sprung ins Freie wackeligdynamische Rotpunktversuche zur Verlockung werden lassen. Verhältnisse: Sonnenlose Nordwand. Schneemengen spielen keine Rolle, wir waren bei kaum Schnee genauso wie bei sehr viel Schnee in der Wand. Die Graspolster sollten aber durchgefroren und die Eisspur der 2. Länge vorhanden sein! Daher ergeben sich ideale
Bedingungen nach einer längeren Regenpassage gefolgt von einer längeren Frostpassage, im Idealfall gab es zuvor eine Serie aus mehreren Regen-Frost-Zyklen. Dann erst wird der
Frozen Turf stabil und reif und es fühlt sich unter jedem Schlag ganz wunderbar an wie Hartgummi … Der Begehungstag kann genussfördernd auch ein Föhn-Warm-Tag sein –
Eisschlag oder Säulenbruch drohen in dieser Wand beileibe nicht .

Zustieg:

Parkplatz Hufnagelstube (960 m) ca. 2,5 km hinter Enterrottach an der Mautstraße zur Monialm. Zehn Meter oberhalb des Parkplatzes beginnt rechts eine nach Westen führende
Forststraße. Nach 150 Meter an einem Abzweig rechts (Beschilderung „Plankenstein, Risserkogel“). Nach einer Viertelstunde folgt die nächste Verzweigung – wieder bleibt man
rechts gemäß der Beschilderung „Plankenstein, Risserkogel über Röthenstein-Alm“. Vorbei an der Winterstube des Skiclubs Rottach-Egern und über eine Brücke. Kurz darauf verlässt
man die Straße links, überquert den Bach und steigt jenseits weglos zunächst im Wald dann auf freien Flächen an zur Plankensteinalm. Die rechterhand folgende Röthenstein-Ostflanke
keinesfalls zu hoch queren (Lawinengefahr!) sondern unten in der Talsohle bleiben, weiter nach Süden gehen und erst gegen Ende am Talschluss rechts raus aufsteigen in die Mulde
unter der Plankenstein Nordwand (ca. 1,5 Std., je nach Schneelage vorteilhaft mit Tourenski). Abstieg: Abseilen durch den west-gerichteten Gipfelkamin und weiter über die alte
Südwand: 1 mal 50 m plus 1 mal 35 m. Entlang des Wandfußes der Südwand Richtung Osten absteigen und zurück zum Nordwandeinstieg. Abstiegsvariante (Achtung: Nur für wirklich
Ortskundige!): Westseitig zur Bergwachthütte und in den westlichsten Teil die Nordwand über Schneebänder absteigen und an Bäumen und Bohrhaken von Sommerrouten abseilen.

Verwendetes Material:

60 m Doppelseil, 14 Express, Schlingen, Satz Cams bis Gr. 5, 1
Pecker Gr. 3, 1 Eisschraube 10 cm, 1 großer Grashaken (Ice Piton).

Begehungstipps:

Stand nach Länge 2: Baum. Stand nach Länge 3: Baum. Stand nach
Länge 5: Nach den Schwierigkeiten von Länge 5 gerade weiter das flache Schneefeld 15 m
hoch zu kleinem Felspfeiler mit 2 BH. Stand nach Länge 8: In Länge 8 bis ganz auf den
Vorgipfel klettern, diesen ausgesetzt überschreiten und jenseits westseitig zuletzt nach Süden
absteigen in die Scharte vor dem Hauptgipfel (1 BH in der Nordwand der Scharte links vom
Blitzableiter). Länge 9: Anfangs direkt entlang des Blitzableiters den Risskamin hoch, dann
rechts ausweichen.

Technische Daten:

9 Seillängen (Wandhöhe 300 m, Kletterlänge 360 m).
Schwierigkeit: M8/WI5-, E3-. Passagen M8 und M7, öfters M6. M7 obligat.
Ernsthaftigkeit. Generell vernünftig mit Bohrhaken gesichert, einige weitere Abstände
können mobil entschärft werden (s. „Material“).

Fotos und Text:   (c) Ralf Sussmann