Simon Gietl konnte im „klassischen“ Stil, ganz im Sinne von Paul Preuß mit „Halli Galli“ und „La perla Nera“ zwei neue Routen in den Dolomiten erschliessen. Beide Routen wurden so im Trad-Stil von unten und ohne Bohrhaken zusammen mit Florian Harrasser im Mai diesem Jahres erschlossen. Erstere Route sogar im „Onsight“-Stil.

Lassen wir mal Florian zu Wort kommen:

Sonntag, 22. Mai 2022, ich bekam einen Anruf von Simon, nach kurzem Plaudern und ein bisschen Scherzen, erzählte er mir von einer neuen Linie. Als er von einem Klettersteig nach Hause gefahren ist, sah er aufgrund der günstigen Lichteinstrahlung eine neue Linie am Crep de Boe, neben der Tour „Scharfe Helene“ die er zusammen mit Mark Oberlechner erschlossen hat. Es dauerte nicht lange und nachdem er mir ein Wandfoto schickte, trafen wir uns am 26. Mai und fuhren gemeinsam nach Alta Badia. Da Simon bereits den Zustieg kannte waren wir schnell beim Einstieg und nach einer kurzen Diskussion über die Linie waren wir uns einig und stiegen ein. Souverän und schnell kamen wir weiter, da Simon alle Seillängen onsight eröffnete. Nach einigen Seillängen kamen wir zur vermutlichen Schlüsselseillänge, aber nichtsdestotrotz konnte Simon auch diese onsight eröffnen. 370 Klettermetern und acht Seillängen bis zu 8(-) waren es bis wir das Ende der neuen Linie namens „Halli Galli“ erreichten. Das Wetter war nicht ganz so stabil und wir beeilten uns abzuseilen, ich sah am Gipfel während Simon bereits beim Abseilen war noch zur Wand nebenan hinüber und machte ein Foto davon, wie sich herausstellte hatte auch Simon diese Wand im Visier. Keine zwei Tage später haben wir wieder miteinander telefoniert und standen am 28. Mai voll bepackt am Wandfuß, dieses Mal aber an der Wand daneben, nämlich am Torre Colfosco. Da Simon seine Hausaufgaben erledigt hatte wussten wir bereits, dass die Linie schon probiert wurde, wir bekamen jedoch das okay die Linie zu vollenden. Wir suchten nach bereits vorhandenen Haken oder Schlingen, haben aber nichts gefunden und haben uns dann unsere eigene Linie gesucht. Die ersten Längen führen in leichtem Geländen über feinsten, kompakten, schwarzen Felsen hinauf bis man zu einem Dach kommt, bereits zu diesem Zeitpunkt war uns klar, dass diese Tour mit Sicherheit eine Perle der Dolomiten ist. Voller Motivation stieg Simon in die nächste Seillänge ein, ein gut strukturiertes, steiles Dach. Simon erkannte schnell die Schwachstellen davon und war nach kurzer Zeit beim nächsten Stand. Kurzer Blick nach oben, und uns beiden war bewusst, dass der schwierigste Teil noch vor uns ist. Voller Motivation ging es ins nächste Dach hinein. Es hat uns mehr Kraft gekostet als gedacht und wir mussten spät am Abend umdrehen, eine Woche später konnten wir die Tour zu Ende bringen und Simon konnte alle Seillängen Rotpunkt klettern. Den Namen zu finden war nicht schwierig, geprägt von der Schönheit und Beschaffenheit des Felsens wurde die Neutour mit „La perla nera“ benannt. Jetzt warten zwei neue Touren mit einzigartigem Felsen und alpinen Style auf die ersten Wiederholer, viel Spaß!!

Facts „Halli Galli“:

Erstbegeher: Simon Gietl und Florian Harrasser

Erstbegehungsdatum: 26. Mai 2022

Gipfel: Crep de Boe

Wandhöhe: 370 Meter

Charakter: Gemischte Wandkletterei

Schwierigkeit: 8 (ohne Bohrhaken)

Material: Normales Equipment + 2 Sätze Friends

Zustieg: Über Schotterstraße, später über Steig Richtung Mittagstal und direkt zum guten sichtbaren Wandfuß links queren  (ca. 50 min) (siehe Topo)

Abstieg: Siehe Topo

 

 

Facts „La perla nera“:

Erstbegeher: Simon Gietl und Florian Harrasser

Erstbegehungsdatum: 4. Juni 2022

Gipfel: Torre Colfosco

Wandhöhe: 400 Meter

Charakter: Gemischte, steile Wandkletterei

Schwierigkeit: 9 (ohne Bohrhaken)

Material: Normales Equipment + 1 Satz Friends (mittlere dopppelt)

Zustieg: Vom Parkplatz Pisciadu über den Wandweg dirket zum Wandfuss (40 min).

Abstieg: Über Wandweg durchs Mittagstal direkt zum Einstieg und zum Parkplatz