Am 18. Juli diesen Jahres konnten die beiden Sachsen Michael Meyer und Tobias Wolf mit der „Vinland Saga“ eine neue Route am Hægefjell, dem „Half Dome“ Norwegens erschließen. Das Projekt wurde von im Jahr 2007 von den sächsischen „Erstbegehungsurgesteinen“ Ralf Reissig zusammen mit Dieter Ulbricht angefangen, aber nicht beendet. Die Route ist 420 Meter lang und die Schwierigkeiten erreichen den Grad 8+ (UIAA)
Hier der Bericht von Tobias veröffentlicht bei (Sandsteinleidenschaft: Multi-pitch (kayakandclimb.blogspot.com)
Die Granitreibung glänzt goldgelb im Sonnenlicht. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen im Yosemite zu sein. Alles sieht glatt aus und ich weiß nicht wo es weiter geht. Griffe sind eher selten aber die Tritte stehen besser als gedacht. Einmal noch aufstehen dann wird’s brenzlig. Der Tritt hat keinerlei scharfe Kante, aber es wird schon irgendwie gehen. Bohrmaschine vom Rücken nehmen ganz weit strecken und losbohren. Ohne richtige Griffe fühlt sich das komisch an. Als das Loch halb drinnen ist, fängt die Wade an zu krampfen. Ein Trittwechsel geht jetzt auch nicht mehr, zuviel Bohrstaub überall. Nachdem das Loch fertig ist, zittert das Bein und die Wade ist reif für den Feierabend. Wenn ich jetzt wegrutsche geht’s abwärts mit der Maschine in der Hand. Also die Bohrmaschine wieder auf den Rücken hängen. Nach der Exe mit dem Bohrhaken im Karabiner greifen und den Schwerlastanker schnell rein ins Bohrloch stecken. Mist! Es geht leider nicht so leicht, das Loch ist sehr weit oben und bei dem Bohrstaub auch schwer zu finden. Mit einem letzten Kraftakt der Wade noch einmal etwas hochdrücken und den Haken ins Loch schieben. Anschließend nach dem Hammer greifen und einige Schläge, dann kann ich in den rettenden Haken greifen und das Seil einhängen und endlich das Gewicht von den Füssen nehmen. Das weitere Einschlagen des Schwerlastankers und das Festziehen waren nicht mehr so aufregend und die unteren Extremitäten erholten sich langsam wieder.
Wieso heißt der Post eigentlich „Vinland Saga“? Dies ist in den nördlichen Ländern eine historische und wohlbekannte Geschichte von der Reise nordischer Wikinger mit ihren offenen Booten über Grönland nach Nordamerika. Das Ganze gibts auch als Buch, geschrieben von Josef Nyáry, und handelt um 900 nach Christus. Das Buch ist ein muss für Freunde historischer Romane.
Wir haben unsere Erstbegehung so genannt, weil wir genauso wie die Wikinger auf der Suche nach Neuland waren. Wir sind im „Felsozean“ unterwegs einem neuen Weg zum Gipfel zu finden. Die Wikinger hofften jenseits des Atlantiks auf ein exotisches Land zu stoßen (bei ihnen wuchs Wein, deswegen Vinland). Wir hatten nicht erwartet, in Norwegen auf Granit mit ähnlicher Qualität, wie im Yosemite zu stoßen. Dazu kommt, dass der Route schon eine längere Vorgeschichte hat. Er wurde 2007 von Ralf Reißig & Dieter Ulbrich begonnen. 2011 probierte er mit Katja Reißig erneut. Schlechtes Wetter und ein Sturm hatte sie vertrieben und seitdem hat das Projekt über Jahre hinweg im Dornröschenschlaf geschlummert. Den Elbsandsteinkletterern unter den Lesern sollte dieser Name bekannt vorkommen, gehen doch über 100 Erstbegehungen und etliche 10er in Sachsen auf Ralfs Konto. Auch in Norwegen war er sehr aktiv und nicht weniger als 7 Routen am Hægefjell und weitere im Nissedal gehen auf das Konto von ihm und seinen Kletterpartnern.
Von Ralf Reißig kam auch der Tipp sein altes Projekt zu probieren. Ich war sofort Feuer und Flamme für diese Idee. Was gibt es denn schöneres als behangen wie ein Weihnachtsbaum ins Unbekannte zu klettern.
Nun zurück zu unserer Vinland Saga in die wir bald vollständig eintauchten.
Michael Meyer und ich liefen mit der Flut des ersten Tagesliches gegen 4:30 Uhr aus. Es war ein klarer kühler Morgen und begleitet wurden wir von Tausenden kleiner Quälgeister die uns Geleit gaben. Die einzelnen Seillängen würden uns bald wie Tage auf hoher See vorkommen. Auch unser Gefährt der Wogenwolf (unser Rollbrett) half beim Transport des Gepäcks über die steinernen Wogen.
Es ging gut los, denn die ersten beiden Tage waren wir in bekanntem (bereits gebohrtem) Terrain. Am 3. Tag segelte Micha vorran und es wurde ein langer Tag. Große steinerne Wellen gaben die Richtung vor und dazwischen war das Meer spiegelglatt.
Nach harter Arbeit über 60m machte Micha Stand. Vorher musste er beim Kurs hart Backbord (links) feststellen, dass wir beim Umschiffen des markanten Daches zu nah an einen neue Nachbarroute kommen würden. Also gab es nur einen Weg, mitten übers Dach. Beim erstem Versuch brach Micha der Bohrer ab und er musste zurückspringen. Weiterklettern ging jetzt nicht mehr, das Hilfsseil reichte nicht zum Nachholen eines neuen Bohrers. Also Anker werfen, einen Stand bauen und Nachholen. Ich war an der Reihe und auch hier wurde es ein langer Tag. An der Stelle wo Michas Bohrer brach kam ich mit neuem Bohrer ins liegende Gelände.
Wenig später lud eine Mulde zum erneuten Ankern ein, aber ich segelte weiter. Wussten wir doch nicht ob uns bis „Vinland“ entweder der Strom oder die Haken ausgehen würden. Die See lag unberührt und glatt wie ein Spiegel vor mir. Da die See geneigt war, kam ich langsam in Fahrt, aber es ging nicht ohne den Einsatz von Material. Aller 3-4m war eine Boje nötig. Es war wie im Blindflug. Die winzigen Strukturen sah man oft erst in Augenhöhe und das setzen der Bojen war eine Tortur für die Waden. Bis zuletzt blieb es spannend.
Am Ende trieb mich der Seitenwind leicht nach Steuerbord ( rechts) ab. Dafür wurde ich mit einem perfekten Ankerplatz belohnt. (–> Später teilten wir wegen der Anzahl der benötigten Expressschlingen, der Seilreibung und den bequemeren Standplätzen diese beiden in 3 Längen auf). Der nächste Tag war final der 6. Seillänge und sah aus wie gerade aus segeln. Nach 20m und 3 Bojen gab es Untiefem und Micha zu kehrte zu mir zurück. Er versuchte diese steuerbords zu umschiffen, aber nach 3 Haken gab es dort zu viel Gegenwind. Er musste kräftig Rudern kam aber nicht voran.
Also versuchte ich mein Glück und da ich ausgeruht war, kamen wir nach einem langen Tag zum nächsten Ankerplatz. Ich gab das Ruder am 7. Tag an Micha ab.
Es waren wenige Bojen nötig und wir konnten natürliche Strömungen (Risse) gut nutzen. Am 8.Tag ging es schwer los und hier musste die Strömung genutzt werden um zur ersten Boje zu gelangen. Am Ende des Tages glaubten wir Land zu sehen, doch es war nur eine Sandbank mit Seegras. Langsam ging uns Verpflegung, die Kraft und auch die Zeit aus. Manche Seeleute hätten sich mit der Sandbank zufrieden gegebe und wären den Untiefen seitlich gefolgt. Wir jedoch wollten auf direktem Weg zum Ziel kommen. Es sah glatt und steil aus und es drohte die Gefahr auf die Sandbank zurückgeworfen zu werden. Glücklicherweise gab es massenweise versteckte Strömungen und zudem noch Rückenwind. Der 9. Tag wurde erst anspruchsvoll, als nicht mehr die Gefahr der Sandbank drohte. Der 10. Tag war nicht mehr der Rede wert, er war kurz und von jedem Hobbymatrosen zu bewältigen.
So erreichten wir zum ersten Mal auf diesem Weg Vinland und waren von den Strapazen der Reise vollig geschafft. Nach 20h waren wir wieder zurück an unserem Auto und kehrten von unseter Reise in die Realität zurück.
Nach 2,5 Regentagen waren wir wieder zurück und segelten auf der bekanntem Route erneut nach „Vinland“.Damit andere diese Route ebenfalls segeln können zeichneten wir eine Karte und nannten die Route „Vinland Saga“.
Technical Facts:
Genau, liebe Helga, weil dein Weltbild nicht zulässt, dass sich Gesellschaften und ihr Blick auf die Geschichte verändern und damit…
Allein die Frage scheint ein perfektes Beispiel eines linksgutmenschlichen Bilderstürmers zu sein. Selbstverständlich sind solche Begriffe nicht rassistisch, sondern die…
Ich reiche hiermit die fehlende Quelle des Direktzitats nach: https://kayakandclimb.blogspot.com/2023/11/free-karma-on-half-dome.html?m=1
Please contact Tobias Wolf via https://kayakandclimb.blogspot.com/ Cheers Gabi
Hi ! well done for the FFA of Charliberté !! I'm looking for a really good picture of this area…