Dass der Colodri in Arco der Berg aller Berge ist, ist ja mittlerweile eh klar. Dass man sich aber dermaßen erfolgreich dermaßen lange gegen die Superklassiker sträuben kann, hätte ich nicht gedacht. Mit der „Via del Bepi“ konnte ich mit Janina Reichstein die 10. Route an einer der schönsten aller Münchner Wände klettern. Alle frei und Rotpunkt, entgegen der Standard-Arco-Bewertung: 6+, A1. Ach ja, auch die Bepi ist wohl kein Superklassiker. Eher ein super Klassiker. Exzellent schmale Risse, exzessiv breite Risse, wenig Gemüse (wenn dann, aber so richtig), beringte Standplätze, eine völlig verrückte Schlüsselstelle und dank unserer Topo-Lesen-Verweigerungsstrategie um eine „Variante di entrata“ reicher. Mit einem riesigen X (oder ist das noch R wenn alle Sicherungen beim Seil einziehen rausfliegen?) im Gepäck geht’s vom Einstieg der „Via Agostina“ 20 Meter über brüchigen, vogelverschissenen und sonst wie feuchten Fels ganz klassisch quer und bergab zur rettenden Bohrhakeninsel. Ein Sturz im Vorstieg endet in der Ziegenkacke auf dem Höhlenboden, federt auch. Im Nachstieg dafür ein King-Swing über die Dächer von Arco. Wollten wir beides nicht ausprobieren. Resumée: Wer im 7. Grad ohne Bolts Spaß haben kann/ will, hat mit dieser Linie keinen Grund „Somadossi“ oder „White Crack“ raufrutschen zu wollen.

Text: Martin Feistl aka Alpinfabrik