Sich im „hohem Alter“ Ziele zu setzen, die früher Limit waren, ist mittlerweile zum Glück üblich. Ältere Kletterer, wie Irmgard Braun oder Marcel Remy zeigten was möglich ist und das Spaß und Leidenschaft beim Klettern keine Frage des Alters ist. Im September hat sich auch Ute Blaurock einen Traum erfüllt. Mit 58 Jahren konnte sie im September mit „Daywalker“ (9+/10-) am Kanzelfels  ihre erste 8a-Route klettern und das in Franken ;-). Ute war nie die verbissene Kletterin. Der Zufall wollte es, dass sie bei der Suche nach einem anderen Studentenzimmer in der legendären Kletterwohngemeinschaft in Oberschöllenbach bei  Nobert Bätz, Wolfgang Güllich und Kurt Albert gelandet ist. Aber selbst in dieser Zeit kletterte sie noch gemütlich die 6er und 7er und war sportlich eher vielseitig unterwegs. Ihre erste 9- kletterte sie erst Jahre später.

Hannes Huch von dem auch die Fotos stammen, hat noch ein Interview mit Ute zu den Hintergründen der Vorbereitung gemacht: Es geht darum, warum es für sie so erfolgsentscheidend gewesen ist, Heilpraktikerin zu sein.

Fotos: (c) Hannes Huch

Daywalker 13.09.2020

Schon etliche Zeit war es ein Traum von mir einmal im Leben eine Route im für mich magischen Grad 8a zu klettern. Nachdem ich aber schon die Mitte 50 überschritten hatte, dachte ich selber, das wird nix mehr. Anfangs glaubte ich nicht, dass ich meine Kletterleistung noch einmal nach oben schieben kann. Allerdings wurde ich die letzten zwei Jahre zusehends stärker, habe noch ein paar alte Glaubenssätze verabschiedet, so dass ich im Frühling beschloss alles auf eine Karte zu setzen und die ganze Saison dem Daywalker am Kanzelfels zu widmen.

Auf die Route wurde ich durch Zufall aufmerksam, als ich eine Freundin diesen Frühling für eine andere Route an den Kanzelfels begleitete. Die Route hat mich sofort angesprochen und nachdem ich bei einer super schönen Begehung zuschauen konnte, haben mich die abwechslungsreichen Bewegungen sofort begeistert.

Ich habe schon immer kleingriffige und technisch anspruchsvolle Kletterei besonders gemocht. Und im Daywalker ist Fingerkraft, Balance, Körperspannung Präzision und gute Fußtechnik gefragt.

Durch die unterschiedlichen Bewegungen wurde mir die Route nie langweilig und die Freude an den Bewegungen war immer da. Außerdem ist der Kanzelfels ein für mich ausgesprochen schöner und entspannter Ort. So waren die 18 Tage, die ich bis zum Durchstieg gebraucht habe, zwar „Arbeit“, aber immer spannend, in schöner Atmosphäre und unterstützt durch liebe Freunde.

Sicher hat zu meiner Leistungsfähigkeit und Gesundheit auch noch mein großes naturheilkundliches Wissen beigetragen, das ich als Heilpraktikerin habe.

 

 

 

 

In der Summe hat es riesig Spaß gemacht, die eigenen Grenzen auszutesten und zu überschreiten. Selbst wenn der Durchstieg nicht geklappt hätte, wäre es für mich keine verlorene Saison gewesen.

Ich hätte es auf jeden Fall versucht gehabt und wäre nicht meinen inneren Zweifeln erlegen. Einen Versuch ist es im Leben immer Wert etwas zu wagen, zu versuchen Träume zu verwirklichen und sich dadurch weiterzuentwickeln, persönlich wie sportlich. Dabei kann man nie verlieren,da man auf eine bestimmte Weise über sich hinaus wächst.

Das Klettern begleitet mich schon mein ganzes Leben. Mein Vater war Bergsteiger und Kletterer und hat mich schon als Kind mit in die fränkische Schweiz und ins Gebirge genommen. Als Kind war ich oft eher gezwungenermaßen dabei, hatte aber auch da schon Spaß an der Bewegung am Fels. In dieser Zeit habe ich die Liebe zur Natur und dem draußen unterwegs Sein entdeckt. Dann hatte ich eine längere Kletterpause und habe mich dem Ausdauersport in den unterschiedlichsten Formen gewidmet.
Im Sportstudium bin ich dann durch eine Kletterreise nach Finale Ligure mit Kurt Albert wieder dem Klettern begegnet. Dort habe ich das erste Mal ins wirkliche Sportklettern hineingeschnuppert.

Der Zufall wollte es so, dass ich bei der Suche nach einem anderen Studentenzimmer in der legendären Kletterwohngemeinschaft in Oberschöllenbach bei u.A. Nobert Bätz, Wolfgang Güllich, Kurt Albert gelandet bin. Aber selbst in dieser Zeit kletterte ich noch gemütlich die 6er und 7er und war sportlich eher vielseitig unterwegs. Meine erste 9- kletterte ich erst Jahre später. Dann hatte mich das Klettervirus ganz erwischt und ich kletterte je nach Lebenssituation mal mehr, mal weniger, mal leistungsorientierter und mal gemütlicher.

Im Augenblick hat sich der Kletterkreis geschlossen und ich bin selbst gespannt wie es weitergeht. Vielleicht gehe ich den nächsten Traum an, noch einmal in den Himalaya zu reisen. Mit Sicherheit wird das Klettern mein Leben weiter begleiten.

Ich freue mich im Augenblick einfach nur riesig und die fantastischen Fotos, die Hannes Huch gemacht hat, runden die Verwirklichung des Traums wunderschön ab.

Ute Blaurock www.blaublume.de