Im Thüringer Wald wurde den Hermannsberg und damit das Kletterziel Hermannbergstein im Kanzlersgrund bis auf weiteres vom Grundstücksbesitzer für das Klettern gesperrt. Sicherlich ist es nicht das ganz große Kletterziel, aber auf Grund der grandiosen Lage ein großer Verlust. Um Fakten zu schaffen, wurden fast alle Haken schon entfernt.
Liebe Kletterer und Naturfreunde,
heute ist für uns alle ein trauriger Tag. Jüngst teilte uns der Besitzer des Hermannsberges (Prof. Dr. Schulz) mit, dass er einen Großteil der Haken an den Kletterfelsen auf seinem Grund entfernt hat und das Klettern verbietet. Er begründet sein Vorgehen damit, dass er davon überzeugt ist, dass Kletterer an seinem Berg Bäume fällen, Vegetation zerstören und im erheblichen Maße zur Erosion des Berges beitragen. Zudem werbe die Stadt Steinbach-Hallenberg zu touristisch, für das Klettern an o. g. Berg. Nun ziert eine Beschilderung den Hermannsberg auf welcher zu lesen ist, dass die Haken einvernehmlich mit dem DAV entfernt wurden. Nach aktueller Rücksprache (03.08.2020) mit dem DAV LV Thüringen, ist dies keineswegs der Fall. Wir werden die Situation rechtlich prüfen lassen, um zu verhindern, dass diese Katastrophe Stand der Dinge bleibt aber auch um zu verhindern, dass ein solches Vorgehen nicht wieder vorkommt. Auch Generationen nach uns möchten unsere Berge zum Naturerlebnis weiterhin begehen und genießen dürfen. Die immer strikteren Reglementierungen dieses Grundbesitzers sind für Natursportler, Naturfreunde und Naturgenießer nicht hinnehmbar. Zur Bodenpolitik hat der jüngst verstorbene Hans Jochen Vogel einige sehr richtige Statements abgegeben. Nun ist es an uns, dies mit Inhalt zu füllen. Der Hermannsberg war nie ein Klettergebiet, welches zu den Topsellern des Freistaates gehörte. Bewachsener Fels, krümeliges Gestein und weite Hakenabstände. Doch das, was das Klettern in Thüringen so besonders macht, hat man hier definitiv gefunden. Ein einzigartiges Naturensemble, eine grandiose Aussicht, eine handvoll guter Routen und die Abendsonne, in der die Romantiker unter uns am Ende des Klettertages bestimmt schon das ein oder andere Frauenherz für sich gewinnen konnten. Dieser Berg hat Charm und auch dieser Berg gehört den Menschen, die ihn lieben!
Text und Bild: (c) Thomas Hocke
Sehr geehrter Herr Hocke,
das Gebiet es Großen Hermansbergs dient primär der forstwirtschaftlichen Nutzung, wobei uns als Betreiber auch der Natur- und Landschaftsschutz sehr am Herzen liegt. Mit großem persönlichem und finanziellem Einsatz arbeiten wir daran, den Hermannsbergwald in einen artenreichen Mischwald umzuwandeln.
Das Klettern einiger weniger, die sich – so wie Sie – an der Abgelegenheit und Stille der Felsen erfreuen war nie ein Problem für uns.
Leider vermerken wir jedoch eine zunehmende Anzahl Sporttreibender, die eigenmächtig in die Landschaft eingreifen und ihre persönlichen Freizeitaktivitäten über das Interesse von Natur und Eigentümer stellen und so z.B. nachwachsende Bäume fällen, „offroad“ Pfade anlegen oder Haken in den Fels bohren.
Gleichzeitig sehen wir mit Sorge auf die Pläne der Gemeinde Steinbach-Hallenberg, die eine massive Tourismus-Initiative startet und auch den Hermannberg als Kletterziel vermarken möchte.
Das Entfernen der Haken am Fels ist sowohl mit der Naturschutzbehörde, als auch mit dem DAV abgestimmt. Wir haben im April 2020 mit dem Vorsitzenden des Thüringer Landesverbandes des DAV korrespondiert, und haben mit dem Kletterwart des DAV den Felsen besucht. Bei der Begehung fielen auch unprofessionell angebrachte Haken auf, die ein Sicherheitsrisiko darstellten. Gleichzeitig sind 40 Haken in dieser kleinen Wand absolut ein „Overkill“ und nicht mit dem Naturschutzgesetz vereinbar.
Durch immer intensivere Nutzung wird die Vegetation auf den Felsbändern zerstört. Gleiches gilt im Übrigen auch für einige seltene Flechtenarten am Fels. Die Felsen genießen nach §18 des Thüringer Naturschutzgesetzes einen besonderen Schutz. Die Felsflora wurde vom Naturschutz im Jahr 2020 neu kartiert und wir müssen dafür Sorge tragen, dass sich der Zustand nicht verschlechtert.
Ein Informations-Schild wurde aufgestellt und ca 3 Wochen später haben wir die Haken entfernt.
Der Hermannberg steht mit seinem noch unerschlossenen Charakter für die stille Seite des Tourismus und eben nicht für die Vereinnahmung der Landschaft als Sportgelände.
Der Berg gehört den Menschen die ihn lieben und die auch weiterhin ungestört von touristischem Radau den Sonnenuntergang auf dem Gipfel genießen wollen. – In diesem Fall eben nicht als Kletterer sondern als Wanderer.
Mit freundlichen Grüßen,
Familie Schulze
Sehr geehrte Familie Schulze,
ich freue mich über Ihre umfangreiche Rückmeldung zu meiner kurzen und emotionalen Anmerkung zur aktuellen Situation. Nun ist es so, dass wir hier mit Emotionen (das gilt beiderseitig) sicher nicht weiter kommen.
Fakt ist, dass es in jüngerer Vergangenheit zwei Begehungstermine vor Ort gab. Einmal mit Herrn Kemnitz (DAV) und einmal mit Herrn Haase (UNB LK SM-MGN). Nach fernmündlicher Rücksprache mit Herrn Kemnitz stellte dieser fest, dass der DAV zu keiner Zeit eine Zusage weder zur Sperrung der Felsen, noch zum Entfernen der Haken gegeben hat. Auch die UNB erklärte, dass vom Landkreis kein Kletterverbot ausgesprochen wurde (Hermannsberg liegt weder im FFH-Gebiet, noch im Vogelschutzgebiet). Was Sie als Grundstückseigentümer im privatrechtlichen Sinne tun und lassen können, steht auf einem anderen Blatt. Allerdings müssen auch Sie sich an Gesetze halten (Bsp. §6 ThürWaldG) etc. Was aktuell auf denen von Ihnen aufgestellten Schildern steht, ist so also nicht richtig. Um einer weiteren Reglementierung und Beschneidung von Nutzungsrechten Dritter entgegenzuwirken, wäre es doch sinnvoll sich mit Stadt, Bürgern und Interessierten zusammen zu setzen, um eine perspektivische Nutzungsvereinbarung zu besprechen. Das muss im Sinne aller sein. Der Berg und der Erhalt seiner Flora und Fauna uns ein wichtiges Anliegen. Eine weitere naturverträgliche, bergsportliche Nutzung des Hermannsbergs kann nur durch Dialog herbeigeführt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Th. Hocke
AG Klettern und Naturschutz Thüringen