Wir berichteten, daß im Herbst letzten Jahres sich der Schwede Said Belhaj sich die 24. Begehung des Güllich Klassikers „Action Directe“ geholt hatte. Es gibt aber mittlerweile erhebliche Zweifel an dieser Begehung. Das hat verschiedene Gründe; so gibt es keinerlei Zeugen oder Videoaufzeichungen. Selbst an den Namen des Sicherungsmannes! kann er sich nicht erinnern: „Said told me, that he couldn’t remember the name properly, but his name was „probably Mike or similar“. Außerdem kam Said erst am selben Tag aus Spanien im Frankenjura an und kletterte dann die Route. Nun hat sich Hannes Huch, ein ausgezeichneter Kenner der Fränkische Kletterszene, der Sache angenommen und so seine Gedanken dazu gemacht.
Lassen wir Hannes zu Wort kommen: „Im vergangenen Herbst behauptete Said Belhaj Action Directe geklettert zu sein. Zu diesem Zeitpunkt (6.12.2019) glaube ich nicht, dass er es getan hat. Auch andere Spitzenkletterer zweifeln dies an. Als bei mir erste Zweifel aufkamen, hatte ich immer gehofft, dass Said irgendwie helfen würde, die offenen Fragen zu klären und damit das Problem zu lösen. Aber er tat es nicht.“ Das komplette Statement von Hannes findet ihr auf seinen Blog unter „Fame is a bitch“.
Wieder einmal geht es um die Glaubwürdigkeit in der Sportart Klettern. Schon in der Vergangenheit gab es leider genügend spektakuläre Erstbegehungsmeldung, wie Juraj Recka angebliche Erstbegehung „Chantier“ im Jahr 1992, welche er damals mit 9b einstufte, welche sich später als nicht glaubwürdig herausstellten. Ebenso gibt es bei der Erstbegehung von Bernabé Fernández „Chilam Balam“ erhebliche Zweifel, vor allem als er sie mit 9b+ einstufte. Auch hier gab es keine Zeugen und Bernabé konnte vorher auch nicht annähernd so schwere Routen klettern.
Mittlerweile sollte es Usus sein, das alle Begehungen im oberen Schwierigkeitslimit dokumentiert werden sollten und das mit einem halbwegs aussagekräftigen Video. Sollte dies nicht der Fall sein, wird die Begehung einfach nicht anerkannt. Gerade beim Sportklettern oder Bouldern dürften kaum so schlechte Bedingungen herrschen, dass keine Auszeichnungen möglich sind.
Sind wir mal gespannt, ob sich Said dazu noch äußert. Angesprochen haben wir ihn dazu jedenfalls.
vl ist es ihm einfach pups egal ob ihr denkt das er die route geschafft hat ? 😀 thats the spirit
finde es irgendwie unprofessionell darüber jetzt schon zu berichten (selbst mit Fragezeichen), bevor mehr Licht auf die Sache geworfen wurde…. Sollten die Vorwürfe nicht stimmen, bleibt das trotzdem an ihm hängen….
Hallo Lulu, in Prinzip hast du Recht, im Zweifel für den Angeklagten. Aber die, unseres Erachtens recht plausiblen, Vorwürfe stehen erstmal so im Raum und die Beweislage ist für Said momentan recht dünn.
naja, „jetzt schon“ ist so ne Sache: es geht ja um eine Begehung im Oktober 2018.
Ich bin traurig über diese, auf Vermutungen basierenden Berichte. Irgendwie riecht das mehr nach click baiting als nach ernstgemeinter Information. Nur mal so als Denkanstoß:
– Haben die Zweifler eigentlich Cam/phone/handy-videos der vorhergehenden (vermeintlichen ?) 22 Wiederholungen gesehen, die Sichernden ermittelt und befragt ?
– Und welchen Vorteil hat man denn eigentlich von der Veröffentlichung der „gefühlt 100. Begehung“ einer 9a, (meinen Respekt für jeden, der das drauf hat) auch wenn es die vll. berühmteste ist. Liegt das nicht weit unter dem aktuell finanziell verwertbaren limit von 9b, 9b+ liegt, es sei denn man ist 12, 13 oder 14 Jahre alt ?
Hallo Roland, noch hat eine Begehung der „Action Directe“ einen hohen Stellenwert, auch wenn es „nur“ 9a ist. Deswegen ist es immer noch wichtig, ein Auge auf die Begehungen zu haben. So wurden ja auch schon in der Vergangenheit Begehungen angezweifelt, so 2005 von Richard Simpson und ganz am Anfang Martin Bacher.
Sturm im Wasserglas. Ich sehe es auch so wie mancher meiner Vorredner. Vielleicht ist es ihm egal was die Welt glaubt. Und im Prinzip ist es das auch angesichts der Masse an 9a Begehungen.