Die Pfalz – eines der traditionsreichsten Klettergebiete Deutschlands. Routen werden hier oft selbst abgesichert. Berglegenden wie Wolfgang Güllich haben ihre ersten Erfahrungen an diesen Sandsteintürmen gesammelt, noch heute gibt es eine aktive Kletterszene! Julius Westphal ist ein Kletterer aus Karlsruhe. Seine Felsenheimat ist die Pfalz. Heute will Julius am Trifels klettern, gemeinsam mit Jörg Dommermuth, der so wie er der Leidenschaft Klettern verfallen ist! Sogar so weit, dass er die Pfälzer Tradition der Schuhmacherei mit seinem Hobby verbunden hat und selbst Kletterschuhe produziert. Die Pfalz ist eines der traditionsreichsten Klettergebiete Deutschlands. Diese Tradition wird bis heute hoch geachtet, was sich zum Beispiel darin äußert, dass die Routen hier nicht mit Bohrhaken übersät sind, sondern oft mit Klemmkeilen und Friends selbst abgesichert werden müssen. Für Kletterer, die das beherrschen, sind die Sandsteinfelsen der Pfalz eine Spielwiese mit schier unendlichen Möglichkeiten. Die Ursprünge des Kletterns in der Pfalz gehen bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurück. Zunächst war das Ziel, Routen auf alle freistehenden Felstürme der Pfalz zu finden. Als das geschafft war, fanden die Kletterer neue Ziele. So wie Hans Laub. Selbst mit 84 Jahren legt er ab und zu noch Hand an den Fels. Das Klettern hat sein Leben geprägt und genauso geht es auch der aktuellen Generation von Kletterern. Wobei sich die natürlich auch wieder an neuen Herausforderungen versucht, zum Beispiel an einer Route im oberen neunten Schwierigkeitsgrad. Viele Menschen haben hier mit dem Klettern und Bergsteigen angefangen, manche von ihnen wurden später zu legendären Gestalten des Bergsteigens. Zum Beispiel Reinhard Karl. In seinem berühmten Buch „Erlebnis Berg – Zeit zum Atmen“ hat Reinhard Karl beschrieben, wie er im Bergsteigen einen Sinn im Leben fand. Er wurde zum Vorreiter des Freikletterns, kletterte die erste alpine Tour im siebten Schwierigkeitsgrad und erreichte 1978 als erster Deutscher den Gipfel des Mount Everest. Und noch ein anderer Kletterer kam aus der Pfalz. Einer, der seinen Sport geprägt hat wie kaum ein anderer – und der 1980 noch ein junger Bursche war: Wolfgang Güllich. Seine „Sportkletterbewegung“ revolutionierte Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre das Klettern. Freiklettern hieß die Devise, Haken dienten nur noch der Sicherung, nicht mehr der Fortbewegung. Wolfgang Güllich schraubte die Schwierigkeitsskala bis zum elften Grad hinauf und wurde zur Ikone des Kletterns. Auch in der Pfalz hinterließ Güllich eine ganze Reihe von Erstbegehungen. Einige davon sind bis heute berühmt und – wegen der sparsamen Absicherung – berüchtigt. Schwere Routen frei zu klettern – das machte für ihn das Klettern aus. Eine andere Disziplin des Sports war dafür nur das Mittel zum Zweck: Bouldern. Heutzutage ist das Bouldern zu einer vollwertigen und eigenständigen Spielart des Kletterns geworden. Bouldern bedeutet: Klettern pur! Schwerste Züge an wenigen Quadratmetern Fels. Julius wendet allerhand Tricks an, um sein Projekt zu schaffen. Zum Beispiel: Zwei unterschiedliche Schuhe! Ein paar Mal war Julius schon an diesem Felsen, hat sich das Projekt gesucht und dann herumprobiert: Welche Griffe muss er wie in die Hand nehmen? Wohin muss er die Füße stellen? Wie die Bewegungen aneinanderreihen, um alle Züge bis zum Ausstiegsgriff klettern zu können? Inzwischen weiß er, wie es funktionieren könnte! Die ersten Versuche sind vielversprechend. Es sieht so aus, als ob der Boulder bald gelingen könnte. Doch dann bricht ein wichtiger Griff ab. Also beginnt das Spiel von vorne. Und genau das ist Bouldern: Die Suche nach dem Schlüssel für ein paar vertrackte Bewegungen! Das Klettern in der Pfalz entwickelt sich ständig weiter. Doch es gibt auch Konstanten, zum Beispiel: Den Bärenbrunner Hof, seit Urzeiten der Treffpunkt der Pfälzer Kletterszene und perfekt für den gemütlichen Ausklang eines Klettertages.

Autor: (c) Michael Düchs

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