Für das Klettergebiet Nördlicher Frankenjura, als das sicherlich größten Bouldergebiet in Deutschland, werden nur wenige Boulder veröffentlicht. Diese Ausnahmen befinden sich in der Nähe oder direkt an offiziellen Klettermassiven.  Schuld daran ist der sogenannte Boulderappell, eine Art selbst auferlegte Verschwiegenheitsverpflichtung einheimischer Kletterer. Nachdem in den 1990er Jahren das Bouldern langsam zu einen „Breitensport“ wurde und auch einige Bouldergebiete in Kletterführern veröffentlicht wurden, kam es zu ersten Problemen mit Grundstücksbesitzern und den Naturschutzverbänden. Die wichtigsten Grundsätze der Selbstverpflichtung: keine Veröffentlichung von Bouldergebieten in Boulderführern und im Internet sowie keine Boulderkurse am Fels.

Entstehung

Die IG Klettern Frankenjura, Fichtelgebirge und Bayerischer Wald veröffentlichte den Appell erstmals vor 16 Jahren gemeinsam mit dem DAV und Naturschutzverbänden. Der Interessensverband setzt sich für Kompromisse zwischen Naturschutz und Klettersport ein. Seit dem ersten Boulderappell aus dem Jahre 1998 sind mittlerweile einige Jahre vergangen. Jetzt fragen sich viele, der heutigen Boulderer warum es diesen Appell gibt und ob er überhaupt noch nötig ist. Im Jahr 2010 wurde der Boulderappell mit den Naturschutzbehörde abgestimmt und überarbeitet, somit konnte der Appell als Lenkungsmaßnahme weiter verankert werden.

Kritik am Boulderappell

Nun wird der Ruf nach einer Aufhebung des Veröffentlichungsverbotes laut, vor allem von kommerziellen Kletterseiten. Auch mit dem Argument, dass immer mehr Boulder in den sozialen Medien und z. B. auch bei www.8a.nu veröffentlicht werden. Gerade im Netz streitet die Szene darüber. Einige werfen den fränkischen Locals vor, eine eingeschworene Clique zu sein, die die Felsen für sich beansprucht. Andere ärgern sich über die Inkonsequenz der fränkischen Kletterszene: Einerseits würde man Videos, Fotos und Datenbanken von Bouldern im Frankenjura bereitstellen, andererseits meist die Wegbeschreibung vorenthalten.

Warum lenke ich die Aufmerksamkeit auf die fränkischen Boulder, wenn ich Sorge um die Zukunft des Bouldergebiets habe“, schreibt jemand. Auch Kletterführer-Autor Harald Röker aus Immenstadt kritisiert die Doppelmoral fränkischer Kletterer, die trotz des Boulderappells Routen ins Netz stellen. „Wenn ich etwas nicht publik machen will, erzähle ich niemandem davon.“ Bei auswärtigen Boulderern wächst durch solche Veröffentlichungen der Eindruck, als sei der für den Natur- und Anwohnerschutz ausgerufene Boulderappell nur vorgeschoben, um Bouldertouristen abzuhalten. Immerhin reisen Kletterer aus aller Welt zum Sportklettern und Bouldern in den Frankenjura.

Die IG Klettern verweist darauf, dass es in Franken seit Jahren Stress mit Jägern, Förstern, Behörden und Grundstücksbesitzern gibt. Viele Besucher, natürlich nicht nur Boulderer und Kletterer, verhalten sich in der Natur nicht besonders rücksichtsvoll. Dass Bouldern an vielen Felsen im Frankenjura überhaupt noch möglich ist, sei allein dem Boulderappell zu verdanken. Dem ist vermutlich auch so, den Sportklettern wäre wohl auch nicht mehr in dem jetzigen Umfang möglich, hätte sich die IG Klettern mit anderen Interessenvertretern nicht auf den Kompromiss des Dreizonenkonzeptes geeinigt.

Fazit:

Als Alternative, falls der Boulderappell in wichtigen Punkten dauerhaft missachtet würde, bliebe aber wohl nur eine Reglementierung und vielleicht als Kompromiss die Übernahme des Dreizonenkonzeptes, wie beim „Seilklettern“. Diese Alternative kann in einem gemeinsamen Dialog ähnlich den Kletterkonzepten stattfinden. Aber durch die Lage vieler Boulder in FFH-Gebieten (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) oder ähnlichen Schutzgebieten käme es bei einem „Boulderkonzept“ zu massiven Einschnitten. Nachdem wohl eine Begutachtung von einzelnen Blöcken weder zeitlich noch wegen der schweren Auffindbarkeit machbar ist, bliebe wohl nur die Freigabe bzw. Sperrung von ganzen Arealen als praktikable Lösung. So manch beliebter Klassiker würde damit einer Sperrung zum Opfer fallen.

Wir denken, dass der Boulderappell eine sinnvolle Lösung ist, um den Bouldersport in Franken, möglichst viel Freiraum zu lassen. Für den Einzelnen bedeutet es etwas mehr Aufwand an Recherche und verlangt auch eine höhere soziale Kompetenz.

Wer im Frankenjura Bouldern will, der kann sich immer noch selbst auf die Suche nach den schönsten Bouldern machen, das geht auch ohne Boulderführer. Also fahrt einfach hin und macht Euch selbst ein Bild. Die meisten Einheimischen geben, bei höflicher Nachfrage, meist eine hilfreiche Auskunft.

Und beachtet, egal wo ihr Bouldern geht, ein paar Regeln.

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