Von David Bruder gibt es mal wieder einen Routenbericht. Diesmal war er mit Martin Feistl unterwegs. Das spontane Ziel, die Langkofel-Ostwand in Südtirol.

„Ein LANG gehegter Traum geht in Erfüllung…“ kann ich nicht schreiben. Eher „unverhofft kommt selten – aber gewaltig“. Aber wenn die Frau auf Reisen, 3 Töchter ausser Haus und die Älteste mit klarer Ansage „…hätte gern sturmfreies WE“ kommt, muss ich ja irgendwo den Schlafsack ausrollen. Und da der wilde Martin zusagt – wir haben dieses Jahr Schlafsack-durch-Wände-schleppen geübt – braucht’s nur noch was möglichst anspruchvolles, langes: „Cold Fusion“, über 900m, 20SL, viel M5 aufwärts – halt irgenwie das längste, was sich auf die schnelle im Eisführer Dolomiten findet. Ja, doch was mit LANG: am Langkofel, lange Tour, lange Februarbiwaknacht, lange Aussicht ins Langental, nach langer Alpinabstinenz (relativ, ok: 6 Wochen . Immerhin: Kurz ist der Zustieg und die Entscheidungsfindung – nicht denken, einsteigen. Mit dem Wissen im Rücken, dass Martin die anspruchsvollsten Längen übernehmen kann, leicht zu sagen.
So geniesse ich die morgendliche Sonne in softem Eis, brauchbarem Fels, tatsächlich 2 BH Stände?!? bei M-moderaten, aber anhaltenden Schwierigkeiten von 4 bis 6 , bevor ich für SL4/M7 übergebe…und an drei Haken baumelnd länger sonnenbade. Nachteil: im Nachstieg tropfts noch mehr und Gore im kleinen Vorsteigersack. Egal, erst mal einige SL mit viel Stapfmeter mit längeren moderaten Passagen (M2-4?). Öha, erst 13:00 und nur noch 2 SL bis zum Biwakband… und ein Kaminsystem? Brüderliches Gelände! M7+ finde ich zwar nicht, aber haariges Geschrubbe, Gestemme und Gekratze mit einem Rrrrichtigen Absicherungsproblem: M6R? Danach bleibt genug Zeit und Licht für die Haushaltsführung am Biwak, hat doch gepasst für Tag 1.
Starten mit Warten, mein Morgenmotto – im Nachstieg wird schnell klar, warum: hart aber heikel, die „Grenze des Menschenmögliche im Fels“ wird abgefragt, Meister Martin hat’s im Kreuz. Leichter 60m für mich, dann Sonnenbadestand – und WI4, M7/8 für Martin. Im Nachstieg echt nettes getoole im steilen Riss…erstaunlich, wo der harte Stahl sich festkrallt. Weniger krasses Rinnen- und Kamingelände (3-4SL, Eiswulst Eiger-like, Stellen hart aber fair M6) führt der Alte, dann noch bissl Stapfen und eine gängige Abschusswand – wow, wir sind oben! Vor der anrückenden Front (geile Stimmung), mit locker Zeit für Abstieg im Hellen. Nicht schlecht, Kinder! Und dass ich am Hang gegenüber Spuren sehe… ha, der bekannte Abstieg übers Holzknechtcouloir a gmate Wiesn, das runtergesumpfe zu Willi erträglich, die Pizza gross, aber lecker und das Bett daheim schon angewärmt… So, jetzt eine Woche körperliche Erholung im Büro, passt.

Ach so, ne Einordnung „Jo Martin, die Eiger-Nord kannst auslassen, wär jetzt vll langweilig …!“
Verhältnisse recht brauchbar, der Schnee im flacheren Mittelteil ganz fein. SL4 noch mit grad g’nug Eis, SL 11 halt eisfrei (bis auf die Reste auf jedem guten Griff), Schnee in den Kaminen oft fest und zumindest kein Sh(n)owstopper.

Nachtrag: „Schon wieder ne Woche her und was dazugelernt – die Tour verläuft bis eine SL nach dem Biwak auf oder parallel zum Stenico-Pfeiler (6, ’92) und oben auf der Haupt (1911, solo). Immerhin, die nominelle SSL mit M8 ist auf der Verbindungsstrecke. Und: Winterbegehung einer Kombinationsroute“ klingt vielleicht nicht so cool wie „mutmaßlich erste Wiederholung harter Mixtroute“, ändert aber nix am coolen Abenteuer in kongenialer Seilschaft…Apropos Seilschaft, 2 Tage später war’s wohl nimmer so cool, zumindest läst das Umkehren einer hochkarätigen solchen drauf schliessen…oder auf einen anderen Stuss, nein Schluss.“

Technische Daten zur Route:
Langkofel-Ostwand „Cold Fusion“,VII-,M8, WI 5+, 950 HM, 3181m, (Langkofelgruppe)

Equipment: Satz TOTEMS +#3, mittlere doppelt, Satz Keile, 10 Haken + Hammer zur Sicherung war nicht zu viel.