Der Paul Preuss Preis wird an extreme Bergsteiger bzw. Kletterer verliehen, die sich im Laufe ihrer gesamten bergsportlichen Entwicklung nicht nur durch herausragende Leistungen im Gebirge, sondern auch im Sinne der Philosophie Paul Preuss` mit dem Verzicht auf technische Aufstiegshilfen dem freien Klettern verschrieben und besonders ausgezeichnet haben. Das Handeln beim Bergsteigen und Klettern soll dabei von den Grundsätzen „by fair means“, der Vorbildwirkung, der innovativen Zielsetzung und der Nachhaltigkeit bestimmt worden sein. Das sog. „bergsteigerische Lebenswerk“ ist Grundlage für die Beurteilung, nicht die aktuelle Höchstleistung. Eigene Veröffentlichungen der jeweiligen Preisträger sowie die Berichterstattung in den Medien über diese werden ebenfalls zur Bewertung herangezogen.

Dieses Jahr geht das Preis an die Tiroler Kletterlegende Heinz Mariacher.

Heinz Mariacher, 1955 in Wörgl am Fuße des Karwendelgebirges geboren, ist der achte Träger des renommierten Paul-Preuss-Preises. Mit Heinz Mariacher prämiert die Internationale Paul-Preuss-Gesellschaft einen Kletterer, der vor allem in den 1970er und zu Beginn der 1980er Jahre das alpine Sportklettern revolutioniert hat. Vor allem mit der Erstbegehung seiner Route „Moderne Zeiten“ im Jahr 1982 in seiner Lieblingswand der Marmolata-Südwand hat er alpine  Geschichte geschrieben.

Der sympathische, jetzt in Südtirol lebende, stets bescheiden gebliebene Tiroler hat mit seinen außerordentlich schwierigen, wunderbaren Routen Meilensteine gesetzt und die Leistungsgrenze im Klettern ohne künstliche Hilfsmittel in damals nicht für möglich gehaltene Dimensionen gehoben.

Als Sportkletterpionier erschloß er viele Routen rund um Klettergärten rund um Arco und machte es zu einem der beliebtesten Klettergebiete Europas. Der Höhepunkt war sicherlich die Erschliessung der Route Kendo (8a+) im Val San Nicolò. Vermutlich der ersten Kletterroute Italiens im Schwierigkeitsgrad X. Die schwierigsten von ihm erstbegangenen Routen erreichen den Schwierigkeitsgrad 8b+.

Schon früh trug Heinz das Sportklettern in den alpinen Bereich. So  gelangen ihm 1986 die Erstbegehung von Tempi Modernissimi (IX-/IX) und 1987 die erste Rotpunktbegehung von Weg durch den Fisch (VIII+/IX-), wiederum an der Marmolata-Südwand. Diese Routen sind unglaublich kreativ, elegant, wunderschön und meist konsequent ohne Bohrhaken gesichert.

Zwei besonders „Preuss-nahe“ Episoden sind ihm im Gedächtnis geblieben: „Mein Solo- Abenteuer als Elfjähriger im Rofan, pure Begeisterung für Felswände und kompromissloses Akzeptieren einer Herausforderung (V+), ohne jegliche Kletterausrüstung oder alpinhistorisches Wissen. Später, in den 70er-Jahren als gereifter Kletterer, liebte ich spontane Alleinbegehungen, am liebsten ohne vorherige Kenntnis der Routen. Dabei praktizierte ich das Konzept des Auf- und Abkletterns, nicht weil ich Preuss gelesen hatte, sondern weil es vor allem im Frühjahr das beste System war, um verschneite Abstiege zu vermeiden.“