Lange hatte ich gewartet bis ich mich dazu durchringen konnte, direkt wieder zum Unfallort zurückzukehren. Das war sie, vermutlich meine letzte Neutour. Jetzt ein Vierteljahr später, habe ich ihr endlich einen Namen gegeben: „Dativ„. Es war mein dritten Sturz mit Folgen. Diesmal jedoch mit den wohl größten und langwierigsten Verletzungen.

Der „Tatort“

Jetzt im Nachhinein hinterfragt man schon sein Tun.

Am 8. Mai war ich das letzte Mal „richtig“ klettern. Eigentlich nur mal kurz in der Woche rausfahren. Geplant war eigentlich eine Sanierung, aber das Wetter war einfach zu gut. Schon am Wochenende vorher hatte wir neben der „Nordkante“ eine Route neu eingebohrt (geplant war eigentlich nur ein zusätzlicher Haken), doch es wurde dann doch etwas mehr. Diese Neutour konnte ich schon mal klettern. Gut motiviert, konnte ich dann noch am „Diagonalweg“ einen geraden Einstieg und Ausstieg klettern. Gerade oben ist die Route durch das lauernde Band keine Empfehlung. So sollten eins, zwei Haken in der Route ergänzt werden und kamen neben einer Sanierung der „GGG“ auf die Agenda am nächsten Tag.

Doch es kam anders. Als ich die Augen aufschlug, lag ich in der Intensivstation im FAU-Klinikum in Erlangen. Keine Erinnerung, nicht einmal nebulös. Im Nachhinein erfuhr ich, dass ich etwa 10 Meter abgestürzt bin. Mein Seil hing eingehängt im Haken und ich lag unten. Wie es passiert ist, wird sich wohl nicht mehr reproduzieren lassen; die Aussagen widersprechen sich. Jedenfalls wurde ich nach der Alarmierung durch eine dort kletternde Familie von der Bergwacht Forchheim geborgen. Vielen Dank Euch Bergwachtlern und natürlich der anwesenden Familie und dem Dottore, der später hinzukam.

Um 15 Brüche reicher, aber zum Glück noch am Leben, verbrachte ich die nächsten Wochen im Krankenhaus. Ich hatte überlebt.

Drei Tage später wurde dann eine Tüte bei mir abgegeben. Es waren die Sachen die ich bei Unfall getragen hatte. Es wären die Sachen gewesen, die von mir „übrig“ geblieben wären. Ein paar dreckige blutige Sachen hätten sie meinen beiden Mädels in die Hand gedrückt.

Da lag sie nun, ein der Anlass für die Zeilen und zum Grübeln. Ist es das wert? Vermutlich nicht. Man saniert Routen und richtet neue Routen ein. Lorbeeren oder Lob? eher nicht. Eher das Gegenteil. Fördert man nicht nur das Konsumdenken, weg vom ursprünglichen, möglichst hilfsmittelfreiem Klettern? Vermutlich.

Zukünftig werde ich, falls es mit dem Klettern wieder einigermaßen vernünftig klappt, doch wieder mehr meinen Idealen treu bleiben. Also schauen wir mal…

Vielen Dank noch mal an die Bergwacht Forchheim, den Teams der Rettungshubschrauber und der der Notaufnahme in Erlangen.

AlMa