Was für die ambitionierten Alpinkletterer der „Pause-Im extremen Fels“ ist für die Sachsenkletterer mittlerweile die „74er-Meisterliste„. Zugegeben der Vergleich hingt etwas, aber alle im hundert Routen im „Pause“ und alle 94 Routen in der 1974er Meisterliste aufgeführten Routen, sind die damals die extremsten Kletterouten ihrer Zeit. Beide Publikationen erschienen auch in der 1970er Jahren.

Zum Buch:

10 Jahre lang lief die Mission von Uwe Daniel. Denn so lange dauerte es, bis alle 92 Meisterwege fotografiert waren, welche die Grundlage für diesen neuen Bildband darstellen. Dabei war es Uwe am Anfang gar nicht bewusst, dass das das Ziel sein sollte, denn am Anfang stand einzig und allein ästhetische Kletterfotografie. Doch bei den großen Linien fiel immer mal wieder ein Hinweis auf die legendären Meisterwege.

Was hatte es damit auf sich? Um das nachzuverfolgen muss man zurück bis ins Jahr 1952, als für die DDR eine Sportklassifizierung nach sowjetischen Vorbild eingeführt wurde. Gegen erheblichen Widerstand versuchte man, dieses Klassifizierung auch beim Klettern („Sächsisches Bergsteigen“) zu implementieren. Auf diesem Weg gab es erhebliche Probleme, ließ sich doch das Klettern gar nicht so leicht in Zahlen und Kennwerte pressen. Doch nach vielem Hin und Her und dem schrittweisen Anpassen der Schwierigkeitsskala gab es irgendwann eine Liste mit Kletterwegen, welche für den Leistungsvergleich zu Rate gezogen werden konnte. Diese Liste wurde immer wieder neu angepasst und kursierte intern. Komplett veröffentlicht wurde sie nur einmal, im Jahr 1974 im Heft „Der Tourist“. Alexander Marg veröffentlichte diese Liste irgendwann einmal auf seiner Internetseite, Gerald Krug druckte sie dann erstmalig in ein Buch: Leben in den kleinen Felsen.

So erlebte die Meisterwegliste von 1974 ein Comeback und das zu Recht: sind doch einige der großartigsten Linien im Elbsandsteingebirge (+4 im Zittauer Gebirge) unter ihnen. Zwar sind die rein numerischen Grade schon lange nicht mehr das Maximum, aber bei Schwierigkeiten zwischen VIIIa und IXc und einer oft herausfordernden Sicherungssituation verlangen diese Wege auch heute noch den souveränen Vorsteiger. Zwölf der Meisterwege musste man damals in einem Jahr klettern, um Meister des Sports zu werden.

Zu bestellen ist der Bildband über den Gequestverlag:  Mythos Meisterwege – Geoquest-Shop oder auch über uns.

 

Zur „Entstehungsgeschichte“:

Zu DDR-Zeiten wurde, um die Kletterer zu motivieren, ein sogenanntes Klassifikationssystem eingeführt. Im Jahr 1974 hieß das, daß man 12 dieser Kletterwege in der Sächsischen Schweiz oder im Zittauer Gebirge klettern musste, um die Meisternorm zu erreichen. Diese 92 ausgesuchten Wege bildeten damals den Highend-Bereich im Sächsischen Klettern und sind heute noch fünfzig Jahre später sehr begehrte Ziele.

Nach dem anstrengenden Bergsteigerfußballturnier blätterte ein sächsischer Bergsteiger an einem Herbstabend, von den Strapazen gezeichnet, in alten Tourist-Heften (das DDR-Bergsteigermagazin 😉 rum. Davon so begeistert, schickte er uns diese Liste. Seitdem haben wir sie veröffentlicht und völlig überraschend einen „wahren Hype“ damit ausgelöst, was uns sehr freut.

Also wer noch Zettelwege und eine Herausforderung für sich sucht, kann ja mal versuchen die „Norm“ zu erfüllen :-). Über eine Rückmeldung, wer die Wege geschafft hat bzw. alle Wege geklettert ist würden wir uns sehr freuen. Bisher gibt es mit „Seppo“ Gerber und Svante Neumann, zwei Kletterer, die es komplett geschafft hat. Meinen Glückwunsch. Letzterer, noch 15jährig, benötigte dafür genau 5 Monate.

Vermutlich waren auch Bernd Arnold, vielleicht auch Dieter Rülker, erfolgreich. Mit Anton Schröter konnte auch ein Kletterer zwölf 74-Meisterwege free solo klettern.