Erst kürzlich haben wir die über Auswüchse des Kletterns und Boulderns als Trendsportart berichtet. Nun haben die Behörden erstmals in Deutschland ein Kletterhotspot wegen Überfüllung gesperrt, so meldet die örtliche IG Klettern. So darf an der Östlichen Förstelsteinkette in Franken bis 30. September 2021 nicht mehr geklettert werden.
Dort gibt es viele gut gesicherte leichte Routen, gute Lagerflächen und einen kurzen Zustieg. Mittlerweile ist es dementsprechend Überlaufen und auch die Straße ist trotz partiellen Halteverbot zugeparkt. Entsprechend groß war der Ärger beim Grundstückseigentümer. In der Nähe von Gößweinstein wurde auch schon das Frankenwohnheim aus ähnlichen Gründen dauerhaft gesperrt.
Ob dies eine sinnvolle Maßnahme der Behörden ist, sei dahin gestellt, da die Kletterer sich jetzt einen anderen Hotspot suchen werden.
Es wundert mich nicht, ganz und gar nicht. Ein/zweimal sind wir im Jahr zu Besuch in Franken zum Klettern alternativ zum Wandern, je nach Wetter. Viele Klettererverbände, auch der DAV und IG-Klettern reden den Kletterern immer wieder ins Gewissen. Leider verhallt das offensichtlich. Wir haben in den letzten drei/vier Jahren selbst beobachten müssen, wie Franken zugeparkt wird. Trotz günstiger Preise in Gasthöfen und auf den Campingplätzen, wird jede Parkmöglichkeit auch zum wilden Campen genutzt, um die drei Kreuzer auch noch zu sparen. Auch bei uns in Sachsen ist diese Entwicklung leider spürbar. Das Kirnitzschtal verkommt zum Campingplatz an jeder möglichen Ecke, obwohl es einen sehr schön gelegenen Campingplatz und weitere Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Die offiziellen Boofen werden entgegen der Nationalparkgesetzgebung weit über deren Kapazität zum Eventtourismus und für sogenannte Erlebnispädagogik genutzt. Erlaubt ist eigentlich nur die Nutzung im Rahmen des Klettersports. Zelte im Bielatal mitten im Wald im Landschaftsschutzgebiet werden zur Normalität. Die wenigen Ranger stehen dem wohl machtlos gegenüber. Als Genusskletterern ist uns natürlich die Förstelsteinkette auch gut bekannt. Pfingsten viel uns die Sperrung sonst üblicher Parkmöglichkeiten auf. Wir haben dieses Jahr einen anderen Weg gewählt. Campen auf dem Kormershof und dann jeden Tag zu Fuß zu den Kletterwänden der Umgebung. Das ist wohl vielen zu mühsam. Dazu kommt sicher noch der Kick die Behörden mal wieder ausgetrickst zu haben und wild in der Landschaft mit dem schicken VW-Bus mal wieder genervt zu haben – und zwar die Teile der Kletterer, welche sich an geltendes Recht und an ein paar grundsätzlich Dinge gehalten haben. Es ist eine Frage der Zeit das es drastische Maßnahmen der Behörden geben wird. Dann ist der Spaß vorbei – auch für die, welche sich an Regeln und ungeschriebene Gesetze halten – leider. Ganz unschuldig sind die Behörden und Tourismusverbände allerdings auch nicht. Wenn der Massentourismus und die Kletterhotspots außerhalb Deutschlands durch Corona nicht gehen, bewirbt man eben mal massiv das wohl nicht ausreichende Angebot Deutschlands und heizt die Situation noch so richtig an. Wem es wohl nützt? Und den Behörden kann man nur sagen:“ Wehret den Anfängen!“. Die Brände der letzte Jahre, gelegt durch wilde Boofer in der Sächsenschen Schweiz sprechen eine deutliche Sprache. Das Risiko erwischt zu werden ist doch NULL. Aus meiner Sicht sollte es möglich sein mindestens wildes Parken und Campen durch strenge Kontrollen einzudämmen. Was im Lechtal in den Lechauen im Nachbarland Österreich möglich ist, sollte auch bei uns gehen – Kontrollen und Geldstrafen für die Unbelehrbaren und das zu ungewöhnlicher Tages-/Nachtzeit. Man hat die Wildcamper dort aus den Bussen oder eben Schlafsäcken geholt.
Hallo, ich schließe mich dem Kommentar von Falk an. Auch in Norddeutschland, im Ith, kann man das von ihm beschriebene Verhalten einiger Kletterer, auf die selbe Weise beobachten. Den Bewohnern des kleinen Örtchens Holzen ist es extrem übel aufgestoßen, wie sich diese egoistische Konsumergesellschaft dort auf dem Wanderparkplatz ausbreitet und im dortigen Naturschutzgebiet alle Verhaltensregeln missachtet. Man darf gespannt sein, wann es auch hier zu längeren Sperrungen kommt.