Klaus Grössinger und Peter Manhartsberger konnten letztem Sommer an der Repswand ihre Neutour „Prime time“ fertigstellen. Die Repswand befindet sich im Kewendel zeichnet sich aber durch eine überragende Felsqualität aus. Die Repswand wurde von Reini Scherer und Heinz Zak schon in den 1980er-Jahren „entdeckt“ und einige klassische Routen erschlossen. Diese gerieten aber bald in Vergessenheit. Die „Route Prime time“ befindet sich neben „Bike To Crack“ (IX), einer Route von Reini Scherer.
Die Repswand bietet neben dieser Neutour noch andere Perlen wie „Woodstock“ oder „Himmel und Hölle“ (9/9+).
Erstbegehung: Klaus Grössinger und Peter Manhartsberger im Sommer 2019
Rotpunktbegehung noch offen (direkt wohl X/8b)
Länge und Schwierigkeit: etwa 230 Meter, 8 Seillängen bis X/8b bzw. IX+/8a auf der Umgehungsvariante
Charakter: sehr abwechslungsreiche und sehr (!) technische Kletterei auf kompaktesten Superfels. Die Linien gehört sicherlich zu den Toprouten im Karwendel
Ausgangspunkt und Zustieg: Parkplatz Schraffelbrücke in Scharnitz mit dem Fahrrad bis in den Talboden der Kastenglm (13km). Dann ca. 100 m vor dem Kastenalm am Parkplatz links durch ein Gatter und in ca. 5 min mit dem Rad bis unter die Wand.
Danach noch rechts unterhalb der Wand den Steinmännern 10 Min bis zum Einstieg folgen. Perfekt mit E-Bike!
Material: nur Expressschlingen notwendig 12 Stk. bzw. 16 in der Direktvariante
Abstieg: Abseilen über die Route
Mehr Info und Bilder unter: www.kunig.at
Der Name der Route, „PRIME TIME“, soll darauf anspielen, dass es sich hier wirklich um ganz großes Kino handelt – meiner Meinung nach eine 5-Sterne-Tour, denn viel besser kann es in diesem Gelände einfach nicht werden. Es sei hierbei jedoch angemerkt, dass die Tour sehr (!) technisch und ausdauernd ist. Über weite Strecken ist gute Körperspannung gefragt. Außerdem sollte mit einem Schuh mit guter Spannung in die Tour eingestiegen werden, sonst wird’s ein echter Prüfstein für die Wadenmuskulatur. Es handelt sich aber nie um „Plattenkletterei“, sondern vielmehr um sehr diffizile Wandkletterei, bei der man oft gut stehen muss.
Die erste Rotpunktbegehung beider Varianten (die 7c+/8a und die 8b/+) stehen noch aus. Dennoch möchte ich die Tour hiermit für stärkere Leute frei geben. Ich denke sie gehört zu den schönsten (und schwersten) Touren im Einzugsgebiet rund um Innsbruck. Sollte sie mal wiederholt oder gar Rotpunkt geklettert werden, würde ich mich sehr über Feedback freuen!
In meiner „Sturm und Drang Zeit“ kletterte ich oft alles, was mir unter die Finger kam. Große Namen waren mir wichtig und je mehr man sich gefürchtet hat, desto besser. Aber mit zunehmendem Alter und familienbedingt weniger freier Zeit zum Klettern wird man wählerischer. Der Anspruch an die Routenwahl hat sich stark geändert und eigene Linien zu erschließen, gehört mittlerweile für mich zum Besten, was der Klettersport zu bieten hat. Dabei ist der gesamte Prozess für mich wichtig – von der Suche nach einer schönen Wand mit gutem Felsen, dem Finden einer interessanten Linie, dem Erstbegehen selbst und schlussendlich dem Klettern der eigenen Tour. Das Beste für mich dabei ist, wenn auch andere meine Touren wiederholen und sie ihnen gefallen. Ich kannte die Repswand im Nordtiroler Karwendel durch Wiederholungen von zwei tollen Touren von Reini Scherer. Zwar war Heinz Zak schon in den 1980er-Jahren dort ein paar klassische Linien geklettert, diese gerieten aber bald in Vergessenheit.
Erst Reini Scherer erweckte diese Wand zu einem späteren Zeitpunkt aus ihrem Dornröschenschlaf und hinterließ mit seinen dort eröffneten Linien perfekte Touren in bestem Felsen für Wiederholer mit hohen Ansprüchen. Dabei stimmen in diesem Gebiet alle Faktoren wie ein verträglicher Zustieg mit dem Rad (bzw. dann noch kurz zu Fuß), die grandiose Felsqualität, die sommertaugliche Wandausrichtung und die tollen Touren. Vor allem die Route „Single Trail“ sticht als Neoklassiker heraus und wird (zu Recht) entsprechend oft wiederholt. Die große Unbekannte, die große Platte, blieb jedoch bis dato unbeachtet und unberührt. Nach genauem Wandstudium wollte ich es einfach wissen und hier mein Glück versuchen. Als Partner für dieses für mich anspruchsvolle Vorhaben kam da nur mein Freund Klaus in Frage. Mit ihm verbinden mich viele schöne Tage im Fels und auch einige im Eis und im Schnee – wir verstehen uns einfach blind. Somit gingen wir dieses Projekt im Sommer 2019 an. Nach drei Tagen Bohrarbeit konnten wir die direkte Linie von unten einbohren und uns glücklich und zufrieden die Hände schütteln.
Auf Grund der zu erwartenden Schwierigkeiten der direkten Linie entschlossen wir uns noch beim Abseilen, eine zusätzliche Umgehungsvariante „light“ linkerhand (von oben) einzubohren. Leider schafften wir es terminlich nicht mehr, im selben Jahr einen Kletterversuch in „unserer Linie“ zu starten. Im Sommer 2020 musste sich Klaus dann einer Knieoperation unterziehen und wir konnten unser Projekt leider nicht gemeinsam abschließen. Er bewies mir aber seine Großzügigkeit, indem er mir seinen Segen gab, die Tour mit anderen zu probieren (Das rechne ich ihm sehr hoch an!). Gemeinsam mit Catherine Laflamme, Armin Fuchs und Oliver Rohrmoser war es dann im Juli 2020 soweit – wir hatten einen super Klettertag in dieser grandiosen Linie, dabei konnten einige Seillängen befreit werden.
Tipp für Wiederholer
Die erste Seillänge startet überraschend tricky und tendiert vom Wandfuß weg für 5-10m zu Nässe. Sie trocknet aber auch oft innerhalb eines Tages wieder gut ab. Für die direkte Schlüssellänge braucht man ca. 16 Expressschlingen (eine davon sollte man verlängern für den Rotpunktversuch). Prinzipiell ist diese gut zu klettern, nur im Riss befindet sich noch etwas Erde, die man aber mit einer Drahtbürste gut wegputzen kann. Grundsätzlich sind die Felsqualität und die Linie einfach der Hammer! Man klettert oft an den einzig kletterbaren Strukturen, links und rechts der Linie scheint die Wand oft für 30, 40m strukturlos zu sein. Es ist wirklich spektakulär! Ich habe noch vor, in der Umgehungsvariante ein, zwei Haken umzusetzen und die Schlüssellänge(n) noch etwas zu putzen.
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