Der italienische Bergsteiger Cesare Maestri mit dem Spitznamen „Die Spinne der Dolomiten- Il Ragno delle Dolomiti“ starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren. Maestris Tod wurde von seinem Sohn Gian auf Facebook mitgeteilt. „Diesmal“, schrieb er, „hat Cesare in das Gipfelbuch über den Aufstieg seines Lebens geschrieben. „Eine große Umarmung an diejenigen, die ihn liebten“.

Cesare Maestri wurde, der sowohl als Schriftsteller als auch als Kletterer gekannt wurde, wurde in Trient in der norditalienischen Provinz Trentino geboren. Er begann in den Dolomiten zu klettern, wo er viele berühmte Routen wiederholte, oft alleine und frei. Er war der Erstbegeher vieler Routen im obersten Schwierigkeitsgrad, damals magischen 6. Grad, weshalb er seinen Spitznamen „Spinne“ erhielt. Im Jahr 1952 wurde er Bergführer. Zu seinen bemerkenswerten Soli zählen die Solleder-Route an der Civetta, die Solda-Conforto-Route an der Marmolada und der Südwestgrat des Matterhorns im Winter.

Zeit seines Lebens stand aber der Cerro Torre im Mittelpunkt:

Nach Erkundungen im Jahr 1958 , soll nach Aussage von Cesare Maestri am 30. Januar 1959, zusammen mit dem Tiroler Toni Egger die Erstbesteigung über die Nordseite gelungen sein. Beim Abstieg verunglückte Egger durch eine Eislawine tödlich. Da dabei auch seine Kamera verloren ging, konnte Maestri nicht beweisen, dass sie tatsächlich den Gipfel erreicht hatten. Spätestens seit Ende der 1960er Jahre wurden seine Aussagen von immer mehr Bergsteigern in Zweifel gezogen und der Cerro Torre, als noch unbestiegen erklärt.

Cesare Maestri rückte trotz vieler erheblicher Widersprüche in den Schilderungen der Expedition von 1959 und des Ausbleibens von Funden der damals angeblich in der Felswand zurückgelassenen Ausrüstung zeitlebens nie davon ab, den Cerro Torre gemeinsam mit Toni Egger erstbestiegen zu haben.

Einen Beitrag dazu gibt es bei www.bergwelten.com.

Elf Jahre später kehrte Maestri wegen der für ihn unerträglichen Zweifel und der Kritik der Öffentlichkeit zum Cerro Torre zurück, um die Erstbesteigung zu „wiederholen“. Aber statt „seine“ Erstbesteigungsroute zu versuchen, bohrte sich Maestri mittels eines benzinbetriebenen Kompressors über die Südwest-Flanke bis zum Gipfeeisfeld hoch. Den Gipfel betrat er aber nicht: „Der wird eines Tages weggeblasen“. Maestri sah den Berg damit wiederum als Bestiegen an und betrachtete seine Ehre als wiederhergestellt. Für einige Kritiker gilt auch dieser Versuch nicht als Besteigung, da Maestri nicht den höchsten Punkt des Berges erreicht hatte.

Der Kompressor hängt noch heute  unterhalb des Gipfeleispilzes in der Wand. Maestris Route ist heute unter dem Namen „Kompressorroute“ bekannt und wurde am 20./21. Januar 2012 vom damals 21-jährigen David Lama aus Österreich erstmals frei geklettert.

Trotz der Querelen, Cesare Maestri dürfte Anfang der 1950er Jahre einer der besten, wenn nicht der beste Freikletterer im Alpenraum gewesen sein. Davon zeugen seine Erstbegehung. Lebe wohl!