Schon Ende Mai diesen Jahres konnten die beiden Sachsen Chris-Jan Stiller und Tobias Wolf zwischen den Routen „Der mit dem Wolf tanzt“ (X-) und „De Hoabuachene“ (X-) eine neue Toproute an der Loferer Alm im Sektor Tanzboden erschliessen. Die beiden Routen „Der mit dem Wolf tanzt“ (X-) und „Dans op de Deel“ (IX)  stammen ebenso von den beiden Erstbegehern.

Die neue Route wurde beginnend im Jahr 2019 von unten erschlossen. Nach längere Pause ging es nun Ende Mai zur Sache. Sie bietet technische Wand- und Reibungskletterei, bei dem man sehr sicher auf seine Füßen stehen sollte. In der 1. und in der 4. Seillänge muss eine kräftiger Überhang überwunden werden.

Steinplatte /Loferer Alm – Slab Dance

Länge: 160 Meter

Material: 2x 60 m, 12 Express und zwei längere Expresschlingen

Zustieg: Über die normale Abseilpiste am Urlkopf oder über die Route abseilen

Abstieg: Über die Route möglich

Hier der Bericht von Tobias veröffentlicht bei (Sandsteinleidenschaft: Multi-pitch (kayakandclimb.blogspot.com)

Die Kletterei war sehr unübersichtlich ging aber gerade noch . Alles nur flache Reibungstritte zum Stehen aber zum Greifen nur Seit- und Untergriffe.
Ein echter Albtraum zum Bohren im Vorstieg. Chris-Jan stand einige Meter überm letzten Haken. Stehen ist das falsche Wort. Er versuchte verzweifelt zwei Skyhooks an zwei Seitgriffe zu hängen und diese gegeneinander zu verspannen. Mit abnehmender Kraft stieg die Spannung. Endlich fand er etwas Entlastung und bohrte das Loch. Haken ins Loch und endlich reinsetzen. Geschafft oder doch nicht?

Beim Klettern ins Unbekannte gibt es immer wieder etwas unvorhersehbares aber das war selbst für uns was Neues. Die Anspannung ließ nach und Chris-Jan musste nur noch die Mutter festziehen. Der Schwerlastankers hält bereits nach dem reinschlagen den Vorsteiger weshalb er auch im Haken saß. Doch beim Festziehen mit dem Ratschenschlüssel gab es plötzlich ein metallisches Bling …. und einen Schrei und ein Rauschen in der Luft. Der Schreck war genauso groß wie der Sturz, doch was war passiert? Die Ratsche, welche bekanntlich in eine Richtung festzieht und in die andere klickend zurückratscht hatte sich verstellt und Chris-Jan hat zielsicher den Haken abgeschraubt in dem er gesessen hatte.

Einige Haken später gab es den oben beschriebenen Freiflug von Chris-Jan.

Nun von vorn. Wo waren wir den? Wir befinden uns an der Steinplatte bzw. Loferer Alm. Je nachdem welchen Teil des 7 km langen Felsriegels man meint. Wir waren wieder auf der Suche nach Neuland und haben das Notwendige mit dem nützlichen verbunden. Zum einen klettern wir gern die Nachbarrouten in Wänden wo wir eine Neutour planen. Des weiteren ist die Einstufung und die Kletterei in jedem Klettergebiet so unterschiedlich das es gut ist vor Ort Vergleichswege für die Einstufung zu haben.
Nach den ausgiebigen Regen- und Schneefällen der letzten Tage starteten wir im nassen „Tigerauge“ Wir schauten nicht schlecht wie raufaserartig und schwer 7c Plattenstellen sind.

Mehr feucht als trocken waren die Risse und Löcher im „Tigerauge“.

Mit eingefahrenen Reibungsschuhen ging es am Folgetag weiter mit „Woher Kompass“ 8a+ wo wir deutlich gezeigt bekamen wo hier der Hammer hängt. Allein die Einzelstelle am Ende der Crux auszubouldern kostete mich über 1h. Das steht im krassen Kontrast zu vergleichbar steilen spanischen Routen, die ich im März Flash bzw. On Sight klettern konnte. Aber jedes Gebiet ist halt anders. Auch Chris-Jan glänzte an diesem Tag als er die 7c+ Länge mit seinen bequemen Kletterschuhen Flash Klettern konnte.

Chris-Jan in der 4.Sl von „Woher Kompass“ nach dem beeindruckenden Flash der 3. SL.

Wir schlossen die Steinplatte mit dem „Alpengeier“ 8a ab,

Die 2.Sl im Alpengeier.

der von der Linie beeindruckt jedoch nicht so unser Stiel war. Hier wurden wir leider nicht fündig und wollten unser Glück an der Loferer Alm versuchen wo wir noch ein Projekt hatten.

Im aktuellen Kletterführer zur Steinplatte steht ein Zitat eines Locals: “ Ein Kletterer unter 192 cm ist ein Krüppel“. Dem geneigten Leser meines Blogs soll gesagt sein, dass die Routen trotzdem im Durchstieg gingen aber wie immer, gerade so und auf letzter Zehenspitze. 🙂

Nasser Fels soweit das Auge reicht. Obwohl es bereits Mittag ist tropft es überall.

2 Regentage später seilen wir über den Tanzboden ab. 4 Jahre zuvor hatten wir am 8. Haken aufgegeben und die Laschen wieder abgeschraubt. Die Wand war klatschnass und an Klettern war noch nicht zu denken, schon gar keine Steilreibung. Wer schon mal über einen Wasserfall abgeseilt ist, weiß wie glatt nasser Kalk sein kann. Noch dazu wenn er eine dunkelgraue Farbe hat. Diese kommt nämlich von oberflächlichen Verschmutzungen die die Feuchtigkeit länger halten. Leider trocknete es nur langsam, besonders in den Löchern.

An dem Überhang über Chris-Jan war 2019 für uns Schluß.

So dauerte es länger als gedacht bis wir uns ins Vergnügen Stürzen konnten. Die nassen Längen (1.& 4.) mussten wir teilweise mit Seil von oben bohren um voran zu kommen. Durch die Nässe dauerte es 2 Tage bis die Route fertig gebohrt und geputzt war. Ungewöhnlich lange für uns denn für die beiden Nachbarrouten „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Dans op de deel“ haben wir nur einen Tag gebraucht. Vielleicht werden wir langsam älter aber Spaß macht es trotzdem noch. Besonders das Bohren der 3. Länge war ein echter Genuss für mich.

Glücklich nach fertig gebohrter 3. Sl

Da wir an dem Tag nicht fertig wurden mussten wir zum Ausstieg Hochjümarn, aber wir kommen wieder. 🙂

Im Letzten Tageslicht kamen wir am Parkplatz an.

Spannend wurde es noch mal am Durchstiegstag:

Noch bevor wir richtig fertig waren kam schon der erste Local um unsere Route zu probieren. 🙂

Denn die erste Seillänge konnten wir wegen der Feuchtigkeit nicht putzen und Ausbouldern. Jedoch waren die Nachbarouten noch deutlich feuchter als unsere Neuroute. Am Sonntag war endlich soweit und es sah auch wieder etwas trockener aus. Die erste Länge hat es in sich. Kleine Griffe, weite Züge und die Tritte waren flach und selten dort wo man sie sich gewünscht hätte. Nach ausgiebigen putzen und Ausbouldern waren die Einzelzüge im Sack. Fehlte nur noch der Durchstieg. Bereits jetzt war klar das es schwerer wird als „Woher Kompass“ sowie die Nachbarouten am Tanzboden. Die Frage war nur ob der Durchstieg gelang. Ja der Boulder an der Dachkante war knapp aber das Glück war uns hold.

Wenn der Erstbegeher von unten kommt führen einen die Griffe nicht immer gerade hoch. So macht die 1.Sl leider einen größeren Bogen um den Überhang zu Überwinden.

Chris-Jan nach dem Überhangsboulder der 1. Sl

Bei der 2. Länge (10-) ging es etwas besser, aber auch hier mussten die guten Kletterschuhe herhalten damit man optimal auf Reibung und auf kleinen Tritten stehen bleibt. Ganz ökonomisch war der Durchstieg dort leider nicht, weil ich die Griffe ganz schön zugebrummt habe um nicht runterzufallen. Tja, wer auf seinen Füßen stehen will muss sich auch trauen das ganze Gewicht daraufzustellen und das ist echte Kopfsache.

Ist deutlich schwerer als es aussieht die 2. Sl
Spannend wurde es noch mal bei der 4. Sl die (9+) über einen großen Überhang geht. Dieses mal war die richtigen Schuhe eher nicht das Problem, denn es gab keine Tritte. Zum Glück waren die Griffe trocken und die Oberarme deutlich erholter als die Unterarme.

Die 4. Sl steil und trittarm.

Über die glatte Platte da unten sind wir hoch gekommen. Blick von der 4. Sl nach unten.

Als auch dies erledigt war kam noch eine leichte Länge zum Abschluss und dieses Kapitel hat fast 5 Jahre nach dem ersten Versuch einen Abschluß gefunden.

Jeder geht anders mit dem Ergebnis um. Endlich ausruhen nach getaner Arbeit.

Da hat sich ja das Wintertraining gelohnt. 2 Überhänge an einem Tag geklettert. Vielleicht schule ich ja doch zum Überhangkletterer um.


Topo Slab Dance, Tanzboden Lofer Alm

Am nächsten Tag kletterten wir noch in 2h die Route „Brexit“ und genossen den Ausblick auf unsere neue Kreation. Wir freuen uns schon auf den nächsten Bohrurlaub.

Weil es so schön war zum Abschluss noch eine tolle Route zum ausklettern ..

.. und mit Foto finish.