Martin Feistl konnte jetzt die Route „Massive Attack“ (10-/10) an der Konsteiner Wand clean klettern. Aber Martin wäre nicht Martin, wenn er nicht auch eine Botschaft damit verbinden würde. Diese Botschaft beinhaltet mehr oder weniger den Verzicht auf künstliche Sicherungsmittel und der damit verbundenen Aussage möglichst wenig Spuren in der Natur zu hinterlassen. Das Thema Nachhaltigkeit ist und bleibt ein großes Thema auch beim Klettern.

Diese Botschaft ist nicht neu und wurde  und wird seit den Anfang der 1990er Jahren von einigen, leider zu wenigen, Protagonisten gepflegt. Leider konnte es sich als Trend nicht durchsetzen, sondern eher im Gegenteil. Vielleicht sollte man solche Aktionen als Aufforderung dazu sehen, vielleicht über das eigene „Sicherheitsbedürfnis“ nachzudenken und sich einfach mal mit dem „Selbstabsichern“ von Routen auseinanderzusetzen. Selbstverantwortung ist da ein Stichwort. Aus eigener Erfahrung können wir sagen, Solche Begehungen bleiben viel länger im Gedächtnis.

Logline
„Massive Trad Attack“ verbindet die beiden Welten des Alpinismus mit Sportklettern und dokumentiert bis zuletzt spannend und unverblümt den
langwierigen Prozess eine eigentlich mit Bohrhaken gesicherte Route im Schwierigkeitsgrad 8a+/b nur mit mobilen und teils unkonventionellen Sicherungsmitteln zu klettern.

Synopsis
Kletterer und Alpinist Martin Feistl bezeichnet das Sportklettern für sich als eine wesentliche Basis für schwierigen Alpinismus, wo er in den letzten Jahren immer wieder durch anspruchsvolle Winterbegehungen großer Wände und eigener spektakulärer Erstbegehungen von sich reden machte. Nachdem er Mitglied im Deutschen Expeditionskader bis 2018 war, verfestigt sich seine Vorstellungen von einem nachhaltigen Alpinismus, der oftmals durch Verzicht geprägt sein sollte und so noch vielen Generationen Platz zur Entfaltung lässt. Eine wesentliche Rolle bei diesem Verständnis von Alpinismus spielen schwierige Trad-Begehungen und somit der Verzicht auf fest verankerte Sicherungsmittel wie Bohrhaken hauptsächlich in seinem Heimat- und Traditionsgebiet Konstein. Dort kann er mehrere eingebohrte Routen im Grad 8a ohne die Bohrhaken klettern, aber auch schwere Routen mit Bohrhaken klettern. Der Film begleitet ihn bei seiner bisher schwierigsten und sicherungstechnisch anspruchsvollsten Trad-Begehung dort in der Route «Massive Attack».

Das Klettergebiet
Konstein kann als Wiege des Sportkletterns in Deutschland angesehen werden und ist ein Gebiet mit einer entsprechend langen Tradition auch schon vor der Erfindung des Bohrhakens. Trotz oder gerade wegen vieler nicht mehr als zeitgemäß angesehenen Umstände in dem Gebiet, herrscht dort eine besondere Atmosphäre der Ernsthaftigkeit, gemischt mit modernen Sportkletterrouten und einer verhältnismäßig kleinen und familiären Kletterszene.

Genau diese kleine Szene motiviert Martin nach einigen anderen Trad-Begehungen die «Massive Attack» in diesem Stil zu versuchen. Die Route bildet beim ersten Anblick die Antithese
einer guten Trad-Route, sie startet auf einem ausgesetzten Felskopf mitten in der Wand ohne eine gute Sicherung und an der Schlüsselstelle müssen 3 Bohrhaken überklettert werden, wo auch mobil nicht abgesichert werden kann. Aber das Feuer dieser Idee ist entflammt und beim zweiten und dritten Anblick finden sich immer mehr teils sehr ungewöhnliche Sicherungsmöglichkeiten mit Hilfe von Cliff-Hangern. Nachdem Martin die Route mit Benützen der Bohrhaken ziemlich schnell klettern kann, verbringt er zwei Tage mit dem Suchen von geeigneten Sicherungsmitteln und nochmals einige Tage mit Probestürzen in die mobilen Sicherungsmittel mit Hintersicherung an den Bohrhaken. Nach drei weiteren Tagen, einem Kreuzbandriss und vielen weiten Stürzen an der Crux in einen Cliffhanger kann er die Route schlussendlich Tradklettern und dabei alle Sicherungen während dem Klettern anbringen.

Fotos: (c) Lukas Neugebauer